Impfbereitschaft: Lauterbach irritiert über "große Zurückhaltung" bei medizinischem Personal

Laut SPD-Gesundheitsexperten Lauterbach stehen nun die härtesten drei Monate im gesamten Verlauf der COVID-19-Pandemie ins Haus. In der Kirche dürfe ab jetzt nicht mehr gesungen werden. FFP2-Masken für Kirchgänger könnten durch eine Kollekte finanziert werden.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sorgt mit seinen Einlassungen über die Gefahren von SARS-CoV-2 und den seiner Ansicht nach gebotenen Maßnahmen immer wieder für Diskussionen.

Als stark nachgefragter Corona-Erklärer bei sämtlichen großen Talkshows des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, war er zuletzt jedoch bei der ARD-Moderatorin Anne Will ausnahmsweise nicht persönlich anwesend – aber dennoch per Videoschaltung präsent.

Anschließend setzte er beim Kurznachrichtendienst Twitter noch einen Tweet ab, um sich über einen anderen Gast, den Philosophen, Politologen und ehemaligen Staatsminister Julian Nida-Rümelin zu echauffieren. Dabei präsentierte sich der SPD-Politiker auch als Experte für die sozioökonomischen Implikationen rigider Corona-Maßnahmen in den Ländern des globalen Südens.

Der Gesundheitspolitiker war sich sicher: "Bei Anne Will sagte Nida-Rümelin erneut, dass der Shutdown 30 Millionen Tote in den armen Ländern koste. Das ist schlicht falsch. COVID kostet diese Toten, nicht der Lockdown. Wenn wir keinen Lockdown gemacht hätten, wären die Lieferketten natürlich auch zusammengebrochen".

Zudem forderte der SPD-Politiker und Mediziner für die Weihnachtsfeiertage ein Gesangsverbot in allen Kirchen, im Duett mit dem Virologen Alexander Kekulé. Letzterer, als Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Uniklinik Halle, erklärte gegenüber dem Fokus:

"Wenn in einer Kirche alle Masken aufhaben und maximal eine Person pro fünf Quadratmeter im Raum ist, sind Gottesdienste an Weihnachten vertretbar. Aber nur, wenn nicht gesungen wird! Sonst haben wir zu viele Aerosole".

Kekulé ergänzte, "auch das gemeinsame Glaubensbekenntnis oder das 'Vaterunser' muss still sein".

"Maximal das 'Amen' zum Ende ist in Ordnung", so der Virologe.

Lauterbach konnte dem nur zustimmen:

"Für Kirchbesuche muss es klare Regeln geben. Die Abstände und Hygiene-Regeln müssen streng eingehalten werden. In der Kirche darf nicht gesungen werden. Zudem müssen alle eine Maske tragen".

Lauterbach schlug im Fokus außerdem vor, dass die Kirchen für alle Gottesdienstbesucher FFP2-Masken bereithalten sollten. Finanziert werden könne dies durch eine Kollekte.

Für die hiesigen Breiten wartete Lauterbach zuletzt dann noch mit einer ebenfalls alles andere als frohen Botschaft auf:

"Die nächsten drei Monate werden die mit Abstand härtesten Monate im gesamten Verlauf der Pandemie", wusste der Gesundheitsökonom gegenüber der Tageszeitung Die Welt zu berichten.

Die bislang als Ausweg aus der Corona-Krise gepriesenen Impfstoffe würden keinen Einfluss auf diese Prophezeiung haben, denn es könne nicht schnell genug geimpft werden.

"Wir stehen vor den drei schwersten Monaten, und die Impfungen werden darauf wenig Einfluss nehmen. Denn im ersten Quartal werden wir nur rund fünf Millionen Menschen impfen können. Das wird kaum Auswirkungen auf die Ausbreitung und den Schutz haben", erklärte Lauterbach.

Zudem zeigte sich Lauterbach zuletzt in Sachen Impfbereitschaft irritiert. Diese ist bei einem mit der Materie vertrauten Personenkreis offensichtlich alles andere als stark ausgeprägt.

"Es überrascht mich, dass die Impfbereitschaft beim medizinischen Personal nicht deutlich höher ist und es eine so große Zurückhaltung gibt", erklärte Lauterbach am Montag gegenüber der Funke Mediengruppe.

Lauterbachs Interpretation: Vermutlich stehe dahinter die Überzeugung vieler Mediziner und Pflegekräfte, "nicht zur Hochrisikogruppe für eine COVID-19-Erkrankung zu gehören und sich durch Schutzkleidung besonders schützen zu können".

Er selbst würde auf Nummer sicher gehen und sich mehrfach gegen COVID-19 impfen lassen:

"Ich persönlich würde mich auf jeden Fall impfen lassen, und zwar sowohl mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer als auch mit dem von Moderna", so Lauterbach.

Beide Impfstoffe seien sehr gut untersucht und gelten bisher als sehr sicher. Eine Impfpflicht jedoch lehne der SPD-Politiker nach eigener Aussage ab.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hatte vor Kurzem auf eine Umfrage verwiesen, wonach die Impfbereitschaft in Deutschland seit dem Frühjahr stetig gesunken sei, und sie sei beim medizinischen Personal sogar noch geringer als bei der restlichen Bevölkerung.

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