Nach der Notfallzulassung des Corona-Impfstoffs des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer durch die Arzneimittelbehörde FDA stehen die USA vor der größten Impfkampagne in der Geschichte des Landes. Die Auslieferung des mit Trockeneis gekühlten Impfstoffs sei nach der Erteilung der Notfallzulassung am Freitag nun am Sonntag angelaufen, teilte das Frachtunternehmen FedEx mit. Am Montag könne das Impfen beginnen.
Die US-Regierung hat sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gesichert. Der US-Pharmakonzern Moderna teilte am Freitag mit, die US-Regierung kaufe weitere 100 Millionen Dosen seines Impfstoff-Kandidaten. Diese Dosen würden im zweiten Quartal 2021 geliefert. Der Moderna-Impfstoff muss aber noch von der FDA noch zugelassen werden, eine Entscheidung darüber wird Ende der Woche erwartet.
Als weltweit erstes Land hatte Großbritannien den Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen. In der EU steht die Zulassung noch aus, mit einer entsprechenden Entscheidung wird spätestens bis Jahresende gerechnet. Deutschlandweit wurden bereits Impfzentren eingerichtet, um zügig mit der Verabreichung des Vakzins an die Bevölkerung beginnen zu können, sobald eine Genehmigung erfolgt.
Doch selbst dann ist Deutschland von einer Massenimpfkampagne, wie sie derzeit in den USA anläuft, wohl noch weit entfernt. Denn bei der Beschaffung von ausreichenden Impfstoffdosen gibt es offenbar Probleme, wie der Spiegel am Sonntag berichtete. Das Nachrichtenmagazin beruft sich dabei auf Teilnehmer der Bund-Länder-Konferenz, auf der am Sonntag ein harter Lockdown für ganz Deutschland beschlossen wurde.
Demnach sollen bis Ende Januar drei bis vier Millionen Impfdosen von Biontech und Pfizer zur Verfügung stehen. Bei diesem Impfstoff muss jede Person zweimal geimpft werden, um den kompletten Schutz zu erhalten. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte gegenüber dem Spiegel die Zahl von "drei bis vier Millionen Impfdosen bis Ende Januar".
Wie das Blatt weiter aus Teilnehmerkreisen erfuhr, habe das Bundesgesundheitsministerium in der Runde auch darüber informiert, dass es am Anfang etwas weniger Dosen sein würden als erwartet, weil Biontech und Pfizer Produktionsprobleme hatten. Dies zeige aus Sicht des Ministeriums aber die hohen Anforderungen an die Qualität der Produktion.
Unter Verweis auf Probleme beim Ausbau der Rohstofflieferketten hatten Pfizer und Biontech vor einer Woche bekanntgegeben, dass die ursprünglich angesetzte Auslieferung von 100 Millionen Impfdosen bis Jahresende nicht zu erreichen sei. Die Zielmarke wurde auf 50 Millionen halbiert.
Dass es bei der Impfstoffproduktion hapert, ist also keine Neuigkeit. "Neu ist in diesem Zusammenhang allerdings der Umstand, dass Deutschland bis Ende Januar nur drei bis vier Millionen Impfdosen erhalten soll – was angesichts der doppelten Impfung für jede Person die Zahl der zu Impfenden reduzieren könnte – und damit auch das Tempo der Schutzmaßnahmen", schreibt der Spiegel.
Am vergangenen Montag verschickte die Ständige Impfkommission (Stiko) einen Entwurf an Länder und medizinische Fachgesellschaften. Empfohlen wird demnach, Impfungen zunächst Personengruppen mit besonders hohem Risiko für schwere oder tödliche Krankheitsverläufe anzubieten – sowie Gruppen, die beruflich besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu Risikogruppen haben.
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