Deutsches Unternehmen Formycon entwickelt mögliches Medikament gegen COVID-19

Das deutsche Biopharma-Unternehmen teilt mit, es habe ein Medikament gegen COVID-19 entwickelt. Im Gegensatz zu den meisten Impfstoffen sei dieses gegen Mutationen geschützt. Geschäftsführer Carsten Brockmeyer rechnet mit COVID-19-Fällen "selbst in zehn Jahren noch".

Das deutsche Biopharma-Unternehmen Formycon hat nach eigenen Angaben ein vielversprechendes Medikament gegen COVID-19 entwickelt. Das Medikament mit dem Namen FYB207 soll die Infektion von Zellen vollständig verhindern können. Das Unternehmen mit Sitz in Planegg (Bayern) strebt eine "rasche Zulassung für den Notfall" an.

In der Pressemitteilung vom 9. Dezember erläutert Formycon die Funktionsweise des Medikamentes:

"SARS-CoV-2 und andere Coronaviren nutzen ACE2 auf der Oberfläche menschlicher Zellen als Eintrittspforte für die Infektion der Atemwege. Formycon hat daher das menschliche ACE2-Protein mittels computergestütztem Strukturdesign mit dem konstanten Teil menschlicher Antikörper verknüpft und damit einen sehr wirksamen SARS-CoV-2 Blocker mit der Bezeichnung ACE2-IgG-Fc geschaffen. […] In-vitro-Tests mit Isolaten von SARS-CoV-2 sowie dem ursprünglichen SARS-CoV aus dem Jahr 2003 zeigen, dass Formycons ACE2-Antikörper-Fusionsprotein effektiv an SARS-Coronaviren bindet und die Infektion der Zellen vollständig verhindert."

Ein besonderer Vorzug des Medikamentes sei es, dass es "maximal gegen ein Ausweichen des Virus durch Mutation geschützt" sei, da es "bei allen Coronaviren eingesetzt werden" könne, "die ACE2 als Eintrittspforte benutzen". Zudem besitze es "eine inhärente enzymatische Aktivität, die möglicherweise zusätzlichen Schutz für die Lunge und das Herz-Kreislauf-System bei symptomatischen Patienten bietet".

Der Geschäftsführer von Formycon, Carsten Brockmeyer betonte bei tagesschau.de, dass das Medikament explizit entwickelt worden sei, um Patienten, "die schwer an COVID-19 erkrankt und hospitalisiert sind, eine Behandlungsmöglichkeit" zu bieten. Für diese Patienten gebe es bisher "kein ausreichend wirksames Arzneimittel". In der Pressemitteilung erläutert Brockmeyer:

"Impfstoffe und Antikörper alleine werden in der SARS-CoV-2-Pandemie nicht ausreichen. Infizierte Personen brauchen Medikamente, insbesondere wenn sie Gefahr laufen, schwerer zu erkranken oder sogar zu sterben. Für symptomatische COVID-19-Patienten gibt es bisher kein ausreichend wirksames Medikament. Da SARS-CoV-2 mutiert, kann das Virus möglicherweise gegen Impfstoffe und Medikamente resistent werden. FYB207 ist hervorragend gegen Mutation geschützt und zeigt in vitro eine komplette Neutralisation verschiedener SARS-CoV-2 und SARS-CoV-Varianten. Mit FYB207 schaffen wir somit eine Behandlungsoption für COVID-19-Patienten, tragen aber auch zur Vorsorge gegen Ausbrüche neuer Coronaviren bei."

Andere antivirale Medikamente wie etwa Remdesivir haben sich laut tagesschau.de "als weitgehend wirkungslos erwiesen". Insbesondere "Antikörper-Cocktails" seien hochanfällig für Mutationen des Virus. Daher "beunruhigt die Vorstellung", dass das Coronavirus auch gegen die Impfstoffe resistent werden könne. Dann müssten auch mRNA-Impfstoffe "wie der des deutschen Herstellers BioNTech" angepasst werden. Was nach Angaben des Virologen Christian Drosten "viel Zeit" in Anspruch nehmen wird.

Das Medikament FYB207 habe dieses Problem nicht, da es "die Eintrittspforte" blockiere, "die das Virus nutzt, um in die Zellen einzudringen", so Brockmeyer. "Das bietet einen maximalen Schutz vor Mutationen. So beugen wir auch künftigen Coronavirus-Epidemien vor."

"Selbst in zehn Jahren wird es noch eine signifikante Anzahl von Menschen geben, die nicht gegen COVID-19 geimpft sind oder die trotz Impfung schwer an COVID-19 erkranken. Wenn es uns aber gelingt, die Rate der schweren Erkrankungen zu reduzieren, würde das Virus viel von seiner Bedrohlichkeit verlieren."

Mit einer Zulassung des Medikamentes FYB207 ist nach Angaben der Tagesschau nicht vor Anfang 2022 zu rechnen. Erste Gespräche mit der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA sollen jedoch "zeitnah" stattfinden.

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