Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will indes zwar eine Verschärfung zu Silvester, nicht jedoch über Weihnachten. Kurz vor dem Wochenende hatten mehrere Politiker aus Bund und Ländern eine Verlängerung der aktuell für die Zeit bis zum 10. Januar beschlossenen Lockdown-Regelungen ins Spiel gebracht. Zudem dürfe an den für Weihnachten und Silvester verabredeten – zaghaften – Lockerungen womöglich nicht festgehalten werden. Auch der Städte- und Gemeindebund fürchtet, dass eventuelle Lockerungen das "Infektionsgeschehen" negativ beeinflussen könnten. Auch der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier äußert sich nun ähnlich. So bleibe die Entwicklung der Zahlen "weit hinter unseren Erwartungen zurück", sagte er vor einer Videokonferenz mit EU-Ministern. Und weiter:
"Man wird sagen können und sagen müssen, dass unsere bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die zweite Infektionswelle wirklich zu brechen."
In einigen Bundesländern werde bereits darüber nachgedacht, die für Weihnachten angedachten Lockerungen zu untersagen, wie dpa berichtet. Das bayerische Kabinett hat am Sonntag in einer Sondersitzung gar beschlossen, ab dem 9. Dezember erneut den Katastrophenfall auszurufen. Ein entsprechender Beschluss des Landtages könnte am Dienstag erfolgen. Vor der Kabinettssitzung hatte Ministerpräsident Markus Söder gesagt, es sei "an einigen Stellen ein Schlendrian eingekehrt". Die zweite "Infektionswelle" werde "oft unterschätzt", und es bedürfe daher eines "Mentalitätswandels".
Für Schulen hat die Verschärfung beispielsweise zur Folge, dass dann ab Klassenstufe acht die Klassen überall geteilt werden und in einen Wechselunterricht übergehen. Zudem kippt Bayern die bisher für Silvester geplanten Lockerungen. Auch wird eine nächtliche Ausgangssperre für alle Städte und Kreise mit einer Inzidenz von mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen verhängt. Man müsse "tun, was notwendig ist", begründete Söder die Verschärfungen gegenüber dem ARD-Morgenmagazin.
Der Ministerpräsident scheint jedoch eine Doppelstrategie zu verfolgen und bezeichnete dies gegenüber dpa als eine "Balance von Empathie und Rationalität". So könne man die strengen Regeln zwar eigentlich auch über Weihnachten fortsetzen, doch halte er hier eine Ausnahme für vertretbar. Denn Weihnachten sei für viele Menschen das "wichtigste Fest des Jahres" und gerade auch für ältere Personen von besonderer Bedeutung. Hinzu komme, dass es zu Weihnachten keine Partys gebe, die Feiern fänden einzig in den Familien statt. Nach den Feiertagen müssten die Lockerungen jedoch wieder zurückgenommen werden. Warum das für Söder einen Sinn ergibt?
"Silvester ist mehr Party als sinnliches Fest."
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