"Das Leid der Millionen spüren" – CDU stimmt Schülerexkursionen in KZ-Gedenkstätten zu

Zur Stärkung der politischen Bildung und gegen Antisemitismus hat die CDU-Spitze dem Plan zugestimmt, dass Schüler in ihrer Schulzeit obligatorisch eine KZ-Gedenkstätte besuchen. Teil des Lehrplans ist dieser jedoch damit noch nicht.

Die Bundeszentrale für politische Bildung kommt zu dem Ergebnis, dass "Du Jude" auf deutschen Schulhöfen zu einem der häufigsten Beleidigungen zählt. In einer zwischen 2017 und 2019 durchgeführten Studie nahmen 251 jüdische Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern und Lehrkräfte an einer Befragung teil. Das Ergebnis zeigte alle Facetten der Diskriminierung gegen die jüdischen Schülerinnen und Schüler auf:

Jüdinnen und Juden werden nicht als eine Minderheitengruppe unter vielen wahrgenommen, sondern als Antagonisten der jeweiligen religiös, kulturell und politisch oder national definierten Gemeinschaft entgegengesetzt. 

Am Montag beschloss die CDU, dem Vorschlag zuzustimmen, dass Schülern während ihrer Schulausbildung die Möglichkeit gegeben wird, einmal eine KZ-Gedenkstätte zu besuchen:

Wer mit eigenen Augen gesehen hat, wozu Menschen fähig sind, wer vor Ort das Leid der Millionen Menschen spürt, begreift, wohin Antisemitismus führt. 

Die Kosten für die Schülerausflüge tragen Bund und Länder wie auch Schulen und freie Träger. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster:

Angesichts wachsender Tendenzen, die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit zu beenden, begrüßen wir den Beschluss der CDU-Spitze ganz ausdrücklich. 

Der Zentralrat der Juden wünscht sich jedoch, dass die Besuche auch Teil der Lehrpläne werden:

Es wäre wünschenswert, wenn die Länder noch darüber hinausgehen und Gedenkstättenfahrten in den Lehrplänen verankern. Unerlässlich ist es, diese Besuche pädagogisch gut vor- und nachzubereiten. In der Lehrerausbildung sollte die Befassung mit dem Nationalsozialismus und der Schoah daher auch verpflichtender Bestandteil werden. 

Sawsan Chebli, Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales, sieht sich mit dem CDU-Beschluss in ihrem Vorschlag bestätigt: 

Im Juni letzten Jahres besuchte Chebli mit einer Schülergruppe die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Die aus einer palästinensischen Familie stammende Politikerin hatte zuvor noch nie eine solche Gedenkstätte besucht. Schon davor hatte Chebli solche Schülerfahrten als Teil des Lehrplans gefordert. Vor dem Ausbruch des Coronavirus gab es in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau pro Tag etwa 280 Führungen. Die CDU sieht in den Schülerexkursionen in die Gedenkstätten eine "wirksame Methode gegen jegliche Form von Hetze und Rassismus".