Norbert Röttgen: Künftige CDU-Führung muss Merkel-Wähler halten

Die CDU müsse auch nach dem Abgang von Bundeskanzlerin die Merkel-Wähler halten. Diese interessante Forderung kommt von Norbert Röttgen, der selbst nach dem Parteivorsitz strebt. Der Ausgang des auch von der Corona-Krise bestimmten Rennens um den Vorsitz gilt als offen.

Norbert Röttgen, als chancenlos geltender Kandidat für den Parteivorsitz der CDU, hat seine Partei ermahnt, auch jene Wähler zu halten, die die Union wegen Kanzlerin Angela Merkel wählen. Der Rheinischen Post und dem Bonner General-Anzeiger sagte Röttgen:

In den jetzigen Umfragewerten von 38 Prozent ist unbestreitbar ein Merkel-Anteil enthalten. Wenn Angela Merkel 2021 nicht mehr regiert, dann bedeutet das für Deutschland und Europa eine Zäsur.

Auch wenn die CDU in einem immer kleinteiliger werdenden Parteiensystem gebraucht werde, sei es nicht selbstverständlich, dass die Union auch den nächsten Kanzler stelle. Daraus schließt der bekennende Transatlantiker:

Der neue Vorsitzende muss daher in der Lage sein, möglichst viele Merkel-Wähler zu halten.

Röttgens Aussage deutet darauf, dass sich diese "Merkel-Wähler" von den klassischen Wählern der Union unterscheiden. Das Verhältnis zwischen ihm und Merkel gilt als belastet, seit die Kanzlerin 2012 die frühere Nachwuchshoffnung der Partei nach seiner Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen aus seinem Amt als Bundesumweltminister entließ.

Um den Vorsitz der CDU bewerben sich neben Röttgen, der Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag ist, auch der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet und der frühere Unionsfraktionschef und Blackrock-Lobbyist Friedrich Merz. Alle drei Kandidaten kommen aus Nordrhein-Westfalen. 

Die Entscheidung soll Anfang Dezember auf einem Bundesparteitag in Stuttgart fallen. Das Rennen ist im Zuge der Corona-Krise in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund getreten. Es gilt nach wie vor als offen. Der ursprünglich als Favorit gehandelte Laschet leidet an der medialen Darstellung seiner angeblich zu "laschen Linie" in der Krise. Der im Hintergrund lauernde Gesundheitsminister Jens Spahn dürfte sein Bündnis mit Laschet mittlerweile bereuen.

Da die Bundeskanzlerin ein erneutes Antreten bei der Bundestagswahl 2021 ausgeschlossen hat, steht auch die Frage nach der nächsten Kanzlerkandidatur der Union im Raum. Hier wird derzeit der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder von den Medien als Favorit gehandelt, dessen "harte Linie" vom Mainstream überwiegend gelobt wird und der in Umfragen reüssiert. Auch Merkel selbst scheint mittlerweile Söder zu favorisieren – ein Hinweis auf die Distanz der Kanzlerin zu ihrer eigenen Partei.

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