Nord- und Ostsee werden wärmer – Fische fliehen in kühlere Gewässer

In den vergangenen Jahrzehnten sind die Nord- und Ostsee deutlich wärmer geworden. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen befürchtet vor diesem Hintergrund "massive Veränderungen der Meeresumwelt". Einige Fischarten fliehen schon jetzt in kühlere Gewässer.

Wie aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag hervorgeht, sind die Wassertemperaturen in der Nord- und Ostsee in den vergangenen Jahrzehnten deutlich wärmer geworden.

Demnach erwärmte sich die Nordsee im Zeitraum von 1969 bis 2017 unter Berücksichtigung der mittleren Oberflächentemperatur im Schnitt um 1,3 Grad Celsius. Obwohl die saisonale Erwärmung dem Ministerium zufolge regional und von Jahr zu Jahr variieren könnte, ergaben die Messungen der Stationen innerhalb der Nordsee für die vergangenen 30 Jahre insgesamt einen Temperaturanstieg im Bereich zwischen 0,5 und 2 Grad Celsius. Für die Deutsche Bucht wurde in der Zeit von 1980 bis 2015 eine Erwärmung um 1,4 Grad an der Wasseroberfläche und um 1,6 Grad in 20 Metern Tiefe gemessen. Dem Ministerium zufolge entsteht in der Nordsee selbst in tieferen Schichten unterhalb von 30 Metern im Frühjahr eine warme Deckschicht.

In der westlichen Ostsee wurde seit dem Jahr 1982 ein Temperaturanstieg von 0,6 Grad pro Dekade gemessen. Somit lag dort die Erwärmung im Zeitraum von 1980 bis 2015 bei 1,6 Grad an der Oberfläche und bis zu 1,9 Grad in 20 Metern Tiefe. Allerdings gibt es dem Ministerium zufolge auch hier regionale Unterschiede. Überdurchschnittlich stark erwärmt sich das Gebiet Oderbank an der östlichen deutschen Ostseeküste – möglicherweise wegen der seichten Wassertiefen und der wärmer werdenden Sommer.

Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Steffi Lemke, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass das Tempo der Erwärmung der Nord- und Ostsee besorgniserregend sei. Wenn sich der Temperaturanstieg fortsetzen würde, drohten in beiden Meeren massive Veränderungen der Meeresumwelt:

Hering und Kabeljau fliehen schon heute in kühlere Gewässer, Richtung Arktis. Für die kleine Küstenfischerei ist das genauso dramatisch, wie für komplexe ökologische Kreisläufe innerhalb unserer Meere.

Der Bundestagsabgeordneten zufolge könnten auch Algenblüten weiter zunehmen.

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