Abo statt Gebühr und weniger Kanäle: Britische Regierung plant offenbar drastischen Umbau der BBC

Der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt BBC in Großbritannien droht offenbar ein drastischer Umbau. So soll etwa die Fernsehgebühr abgeschafft und stattdessen das Abonnement-Modell eingeführt werden. Auch bei der Zahl der Kanäle soll es Veränderungen geben.

Die britische Regierung von Premierminister Boris Johnson hat offenbar die British Broadcasting Corporation (BBC) ins Visier genommen und strebt einen weitreichenden Umbau des öffentlich-rechtlichen Senders an. So soll etwa die allgemeine Rundfunkgebühr abgeschafft werden. Stattdessen soll ein Abonnement-Modell eingeführt werden. Jeder britische Haushalt zahlt bislang pro Jahr 154,50 Pfund (umgerechnet 182 Euro). Falls die Gebühr nicht entrichtet wird, droht Geldbuße. So sollen alleine 2018 mehr als 121.000 Menschen zu Geldstrafen verurteilt worden sein. Fünf von ihnen mussten ins Gefängnis.

Rund 3,6 Milliarden Pfund (umgerechnet 4,3 Milliarden Euro) betrugen die Einnahmen durch die Rundfunkgebühr im letzten Jahr, was etwa zwei Drittel des Jahresbudgets des Senders deckte. Die restlichen Mittel sollen aus Werbung, Sponsoring und Lizenzvereinbarungen stammen.

Tiefgreifende Einschnitte bei TV-Stationen 

Dem Sender drohen zudem auch tiefgreifende strukturelle Veränderungen. So soll die BBC dazu gezwungen werden, einen Großteil ihrer bislang 61 Radiostationen zu verkaufen. Wie aus einem Bericht der englischen Tageszeitung Sunday Times hervorgeht, seien auch die zehn nationalen Fernsehkanäle im Visier der Reformbestrebungen. Die Anzahl soll verringert werden. Die internationale Sparte BBC World soll jedoch erhalten bleiben. Zudem soll es auch beim Internetauftritt Einsparungen geben. Die Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf ein internes Papier. So sei demnach auch geplant, dass den hochrangigen Mitarbeitern des Senders etwaige Nebentätigkeiten untersagt werden sollen. Die Änderungen könnten im Jahr 2027 in Kraft treten.

In der Vergangenheit gab es scharfe Kritik an die Adresse der BBC wegen extravaganter Gehälter an die Star-Moderatoren sowie wegen politischer Voreingenommenheit. So hatten etwa die Brexit-Befürworter der BBC vorgeworfen, im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens wiederholt einseitige Berichterstattung betrieben zu haben. Der Sender war auch von einem Skandal wegen ungleicher Bezahlung zwischen Männern und Frauen erschüttert worden.

Ende Januar hatte die BBC angekündigt, 450 Arbeitsplätze zu streichen. Die Stellen sollen in der Nachrichtensparte des Senders wegfallen. Derzeit beschäftigt BBC News weltweit 6.000 Mitarbeiter. Außerdem wurde kurz zuvor der Abbau von 60 Arbeitsplätzen in der Hörfunkproduktion der BBC angekündigt.

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