Studie: Wenige Flüchtlinge schaffen den Aufstieg im Job – Schnelles Geldverdienen hat Vorrang

Migranten finden in Deutschland laut einer aktuellen Studie zwar zunehmend den Weg in den Arbeitsmarkt, viele landen aufgrund individueller und bürokratischer Hürden jedoch in unsicheren Jobs. Schnell Geld zu verdienen, hat für viele Neuankömmlinge außerdem Priorität.

Zwar hatten im Februar 2019 nach einer vorgestellten Analyse der Denkfabrik Berlin-Institut 95.000 Menschen aus den acht wichtigsten Asyl-Herkunftsländern eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden, allerdings kam davon mehr als ein Drittel in der Zeitarbeitsbranche unter. Viele fanden Arbeit im einfachen Dienstleistungsbereich, etwa als Gebäudereiniger oder im Gastgewerbe. 

Viele der Neuankömmlinge sind jung – die meisten sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. In diesem Alter wäre eine Ausbildung oder das Nachholen eines Schulabschlusses noch möglich. Viele bräuchten dazu aber zwei Jahre oder mehr, um die deutsche Sprache zu lernen und die nötige schulische Qualifikation zu erwerben. Samt Ausbildung müsste man dafür fünf oder mehr Jahre einplanen. Da etliche Flüchtlinge ihre Angehörigen in der Heimat unterstützen wollen oder Schleppern Geld schulden, suchen sie lieber schnell einen Job. "Das kann dann leicht eine Sackgasse sein", sagte Reiner Klingholz vom Berlin-Institut, einer der Autoren der Studie.

Dass viele dauerhaft in geringqualifizierten Jobs arbeiten, hat dem Bericht zufolge viele weitere Gründe:

"Es liegt auch daran, dass diese Menschen unvorbereitet nach Deutschland kommen", so Klingholz.

Welche Branchen in Deutschland besonders gefragt seien, wissen die Betroffenen meist nicht. Außerdem hat jeder Vierte aus den untersuchten Ländern entweder gar keine Schule besucht oder lediglich die Grundschule absolviert. Hinzu kommen mangelnde Vernetzung in Deutschland und traumatische Erfahrungen auf der Flucht beziehungsweise im Herkunftsland.

Die Experten erklären, dass die Zuständigkeiten "über zu viele Akteure verteilt sind", die Gesetzeslage zu komplex und die Anforderungen an die Geflüchteten zu restriktiv seien. Der Behördendschungel, weit verzweigte Zuständigkeiten und komplizierte Gesetze, tun ihr Übriges, so die Experten. Der Gesetzgeber verhalte sich wie ein übermäßig beschützender Elternteil, kritisiert der Leiter der Berliner Ausländerbehörde Engelhard Mazanke:

Der will nur das Beste für sein Kind, aber er tut so viel Gutes, dass das Kind überhaupt nicht mehr selbstständig agieren kann. Fünfzehn Regeln, kein Nutella, früh ins Bett gehen, das ist im Prinzip unsere Ausbildungsduldungsregelung.

Unter dem Strich empfehlen die Autoren der Politik, praktikablere Regeln zu entwickeln. Für Arbeitgeber sei die Beschäftigung von Geflüchteten mit zu vielen Unsicherheiten verbunden.

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(rt deutsch / dpa)