Nach geschändeter Beschilderung: Britisches Seefahrtsmuseum bezeichnet Schiffe künftig genderneutral

Bereits zweimal innerhalb von vier Monaten haben Unbekannte die Informationsschilder im Schottischen Meereskundemuseum geschändet. Sie kratzten alle Textstellen ab, an denen Schiffe mit weiblichen Pronomen bezeichnet wurden. Nun will das Museum sie durch genderneutrale Bezeichnungen ersetzen.

Die Debatte rund um die jahrhundertealte Tradition, Schiffe mit weiblichen Namen zu benennen, ist nicht neu. Bereits im Jahr 2002 ist die weltweit führende Zeitung in der Marineindustrie, Lloyd’s List, den Forderungen der Zeit gefolgt und wechselte von Feminin zu Neutrum. Wie der heutige Chefredakteur des Blatts, Richard Meade, im Interview mit dem Telegraph erklärte, soll die Wortwahl zu früheren Zeiten gerechtfertigt worden sein, weil Segelschiffe aus Holz gebaut wurden und dadurch eine gewisse "Persönlichkeit" zu besitzen schienen. "Aber soll doch jeder versuchen, bei einem modernen 400 Meter langen Containerschiff dessen Geschlecht zu identifizieren", sagte Meade.

Dass weibliche Namen für Schiffe wohl wirklich ein Überbleibsel aus der Vergangenheit sind, thematisierte auch der Marineforscher Pieter van der Merwe. Er meinte, der Sprachgebrauch könnte eventuell auf den sexistischen Witz "ein Schiff ist unberechenbar wie auch eine Frau" zurückzuführen sein, der unter Seeleuten verbreitet war. Noch wahrscheinlicher soll die damalige Vorstellung gewirkt haben, dass das Schiff eine Göttin oder Mutter sei, die die Crew beschützen sollte.

Auch der Leiter des Schottischen Schifffahrtsmuseums, David Mann, hat nun vor, auf weibliche Verweise zu Schiffen zu verzichten, um "mit anderen maritimen Institutionen mitzuhalten".

Ich glaube, dass wir mit der Zeit gehen und verstehen müssen, wie die Menschen heute die Dinge sehen", zitiert Telegraph Mann.

Der Beschluss stieß auf harsche Kritik in der Öffentlichkeit. Zahlreiche Nutzer in den sozialen Netzwerken warfen dem Museum vor, den Handlungen der Schänder nachzugeben. 

Die politische Korrektheit läuft aus dem Ruder, die Minderheit versucht, die Mehrheit zu schikanieren", schrieb einer von ihnen.

Der britische Admiral Alan West nahm die Änderung als eine Beleidigung einer ganzen Generation von Matrosen wahr und warnte die Angehörigen davor, mit der Entscheidung "einen gefährlichen Weg anzutreten".  

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