Deutsche Bischöfe stellen aktuellen Stand zur Aufklärung von sexuellem Kindes-Missbrauch vor

Immer wieder geriet die katholische Kirche wegen sexueller Missbrauchsskandalen in die Schlagzeilen. Deshalb ist laut den Bischöfen der Umgang mit diesen Fällen Thema Nummer eins auf ihrer Tagung in Lingen. Die Oberhirten wollen ein verbessertes Konzept vorstellen.

Am dritten Tag des Frühjahrstreffens der Deutschen Bischofskonferenz steht der Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen im Vordergrund. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, will der Öffentlichkeit am Mittwoch Informationen zum aktuellen Stand geben. Bereits zum Auftakt der in Lingen tagenden Konferenz hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Verbesserungen im Umgang mit Missbrauchsfällen angekündigt.

Die Opfervereinigung "Eckiger Tisch" hatte von den Bischöfen konkrete Beschlüsse zur Aufarbeitung gefordert. Für alle Einrichtungen sei ein Schutzkonzept und Kompetenzaufbau im Umgang mit sexueller Gewalt, speziell gegen Kinder und Jugendliche, aber auch verwundbare Erwachsene, notwendig. Die Opfer müssten mit ihren Erfahrungen stärker beteiligt werden. Außerdem sei eine unabhängige Untersuchung der Vergangenheit durch Kommissionen notwendig, die mit Unterstützung des Staates eingesetzt werden. Gefordert wird auch eine angemessene Entschädigungslösung.

Ackermann hatte bereits angekündigt, bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs eine engere Zusammenarbeit zwischen den Bistümern bezüglich Aufarbeitung und Prävention voranzubringen. Auch die Überarbeitung der Aktenführung sei eine Aufgabe, die im Verbund angegangen werden müsse.

Einer im vergangenen Herbst veröffentlichten Studie der Deutschen Bischofskonferenz zufolge hat es zwischen 1946 und 2014 3.677 Opfer sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 Priestern gegeben, bei einer hohen Dunkelziffer. Sexueller Missbrauch ist aber ein weltweites Thema für die katholische Kirche. Am Mittwoch wurde in Australien der ehemalige Vatikan-Finanzchef George Pell wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu sechs Jahren Haft verurteilt. Pell bestreitet die Vorwürfe. Der ehemalige Vertraute von Papst Franziskus geht gegen das Urteil in Berufung und hofft auf einen Freispruch.

(dpa/rt deutsch)