Mysteriöse Krankheit rafft Wildtiere dahin: Wenn Bambi plötzlich zu einem Zombie wird

Eine rätselhafte Krankheit sorgt für Schlagzeilen: Die sogenannte "Chronic Wasting Desease" (CWD) befällt vor allem Wildtiere wie Elche, Hirsche und Rehe. Experten sprechen von der "Zombie-Krankheit". Wie gefährlich ist sie für den Menschen?

von Timo Kirez

Eine tödlich verlaufende Nervenkrankheit breitet sich offenbar immer weiter bei Wildtieren aus. Die von dem Erreger befallenen Tiere beginne zu sabbern, verlieren dramatisch an Gewicht und werden aggressiv. Experten sprechen von der sogenannten "Zombie-Krankheit". Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Krankheit auf den Menschen überträgt.

Der Vergleich zum sogenannten "Rinderwahnsinn", (Bovine spongiforme Enzephalopathie, kurz BSE), eine Tierseuche, die in 1990er-Jahren für Furore sorgte, drängt sich auf. Von der "Zombie-Krankheit" sind aber offenbar überwiegend Elche, Hirsche und Rehe betroffen. Die Krankheit soll in den USA, in Norwegen, in Finnland und in Südkorea bereits diagnostiziert worden sein, wie die taz berichtet. Die Zeitung bezieht sich dabei auf Informationen des Center for Infectious Disease Research and Policy der University of Minnesota.

Laut dem Bericht seien die Übertragungsmöglichkeiten noch nicht eindeutig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass sich die Krankheit über verschmutzen Speichel oder Kot unter den Tieren verbreitet. Fest steht jedoch, dass die Krankheit zu 100 Prozent tödlich verläuft. Ein Erreger befällt das Nervensystem und verursacht gravierende Schäden. Die Tiere magern rapide ab, beginnen zu sabbern und verlieren die Kontrolle über ihren Körper. Zudem werden sie aggressiv. Die Summe der Symptome veranlasste einige Experten, die kranken Tiere mit Zombies zu vergleichen.

Soweit bekannt ist, kann die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der ersten Symptome zwölf Monate dauern. Inwieweit der Mensch sich anstecken kann, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Expertenanhörung im US-Bundesstaat Minnesota Anfang Februar wies darauf hin, dass die Krankheit auch für den Menschen gefährlich werden könne. Laut der taz hat ein Experiment gezeigt, dass sich auch Affen anstecken können. Affen, die Fleisch von den infizierten Tieren verzehrten oder in Kontakt mit Gehirn- oder Körperflüssigkeiten kamen, erkrankten ebenfalls an dem Erreger. Eine andere Studie, die im Journal of Virology der American Society for Microbiology erschien, verneinte jedoch eine Übertragbarkeit.

Doch laut Michael Osterholm von der University of Minnesota ist es offenbar nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Menschen anstecken. Gegenüber der Zeitung USA Today sagte er:

Es ist wahrscheinlich, dass CWD in den nächsten Jahren bei Menschen vorkommen wird.

In Deutschland sind noch keine Fälle bekannt. Allerdings mahnt das Greifswalder Friedrich-Löffler-Institut zur Vorsicht: "Derzeit kann eine Übertragung auf den Menschen nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dennoch scheint diese Gefahr sehr gering zu sein." Die "Zombie-Krankheit" wurde bereits in den 1960ern in den USA beschrieben. Doch erst in den letzten Jahrzehnten soll sie sich im Westen der USA und in Kanada verbreitet. Durch Importe gelangte die Krankheit dann offenbar nach Südkorea und nun auch nach Norwegen und Finnland.