Tausche Wohnung! - Berlin probiert alles gegen Wohnungsnot und Miet-Wahnsinn

Berlin eröffnete nun eine Tauschbörse für Wohnungen. Auf diese Weise will der Senat Menschen helfen, noch bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die stark gestiegenen Preise bei Neuvermietung kann sich fast niemand mehr leisten. Die Sache hat aber einen Haken.

Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits in der DDR gab es einen "Wohnungstausch-Dienst". Größere Bleibe konnte gegen kleinere gewechselt werden. Oder umgekehrt. Der Berliner Senat griff die Idee auf. Nun ist eine Online-Plattform für den Wohnungstausch in Betrieb genommen worden. So will man beispielsweise alleinstehende Rentner, denen der Partner verstorben ist und deren Kinder "aus dem Haus" sind, ermutigen, ihr nun zu groß gewordenes Heim gegen eine kleinere Wohnung - beispielsweise einer vierköpfigen jungen Familie - einzutauschen.

Das Projekt hat einen Haken: Ist nur für eine Gruppe von Mietern geeignet

Die sehr lobenswerte Seite dieses Projekts ist, dass es bei diesem Wohnungswechsel keinen Neuvermietungsaufschlag gibt und die Kaltmiete gleichbleibt. Der neue Mieter übernimmt also den Quadratmeterpreis von seinem Wohnungstausch-Partner. Dennoch hat die Sache einen gravierenden Haken. An diesem Vorhaben beteiligen sich derzeit nur die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften - Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land sowie WBM. Damit steht das Tauschportal inberlinwohnen.de nur Mietern dieser Gesellschaften zur Verfügung.

Wir haben nun ein Angebot für mehr als 300.000 Mieter, auch wenn nicht alle tauschen wollen", sagte Bausenatorin Katrin Lompscher (Die Linke).

Ob dieses Projekt das Problem der Wohnungsnot und extrem steigender Mieten in der Hauptstadt löst, darf bezweifelt werden. Der Berliner Mieterverein begrüßte zwar das Portal, warnte aber vor zu großen Erwartungen. Nicht nur, weil das Angebot auf die städtischen Unternehmen beschränkt ist, sondern weil auch die älteren Mieter nach so vielen Jahren in einem Kiez ihre vertraute Wohngegend oft nicht aufgeben wollen.

Beim Wohnungsbau musste die Stadt ihre Pläne korrigieren

Kritiker verweisen darauf, dass dies nur "ein Tropfen auf den heißen Stein" sei und fordern viel mehr neue Wohnungen in der Stadt. Zu dieser Frage musste sich die Bausenatorin jüngst korrigieren. Ende Juni wurde bekannt, dass die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften bis zum Jahr 2021 bestenfalls rund 25.000 Wohnungseinheiten werden errichten können, statt der ehemals geplanten 30.000. In Berlin werden aber nach Schätzungen bis zum Jahr 2021 rund 300.000 Wohnungen fehlen. Wegen der Wohnungsknappheit sind die Mieten bereits in den vergangenen zehn Jahren in der Hauptstadt rasant gestiegen - alleine von 2010 bis 2015 um durchschnittlich 32 Prozent.

Mehr zum Thema - Wohnungsnot in Berlin: Stadt-Tauschbörse und Aldi-Projekt nur kleiner Trost