MDR-Umfrage: 85 Prozent der Mitteldeutschen für Verbannung der Genderzeichen

In Sachsen und Sachsen-Anhalt sind Genderzeichen an Schulen per Gesetz verboten. Nach einer MDR-Umfrage in Mitteldeutschland befürworten 85 Prozent der Befragten die Verbannung der Gendersprache. Ihrer Meinung nach handele es sich bei der Verwendung des generischen Maskulinums nicht um Diskriminierung.

Vom 15. – 19. September führte der MDR eine Online-Befragung zum Thema "Gendersprache: nervig oder notwendig" durch. Es beteiligten sich knapp 29.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Am Montag veröffentlichte der MDR eine ausführliche Auswertung der Umfrage.

Demnach lehne eine große Mehrheit der Menschen in Mitteldeutschland die sogenannte "gendergerechte Sprache" ab. Insbesondere wären die Teilnehmer danach gefragt worden, ob sie das in Sachsen und Sachsen-Anhalt geltende Verbot von sogenannten "Genderzeichen" an Schulen für richtig halten.

Im Ergebnis befürworteten 85 Prozent die Verbannung der "Genderzeichen" in den beiden Bundesländern. Nur 10 Prozent hielten diese Auffassung für falsch. Nach Meinung von zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer solle es jedem selbst überlassen sein, ob er gendern wolle oder nicht. Die Meinungen darüber, wann Sprache nicht diskriminieren würde, seien sehr unterschiedlich ausgefallen.

Die Befürwortung des Genderverbots an Schulen ziehe sich der Umfrage zufolge durch alle Altersgruppen. Wobei die Ablehnung der Gendersprache mit steigendem Alter zunehme. In Thüringen, wo das Genderverbot noch nicht gelte, wolle die CDU-Fraktion das "Gendern" in der Thüringer Landesverwaltung jetzt auch per Gesetz verbieten lassen. Die Regelung beträfe dann auch die Schulen.

Im Auswertungsbericht des MDR wurde auch wiedergegeben, wie einzelne Befragte ihre Haltung zum "Genderthema" begründeten. So sei der 21-jährigen Julia aus dem Landkreis Börde zwar die Gleichberechtigung der Geschlechter wichtig, aber dies solle nicht darüber realisiert werden, dass die deutsche Sprache "zwanghaft verändert" werde.

"Zumal die Verwendung von zum Beispiel 'Lehrenden' sinnentstellend und die Nutzung von Sonderzeichen grammatikalisch und sprachlich einfach falsch ist", zitierte der Bericht die junge Frau.

Im Bericht wurden auch die Argumente von den "Gendersprache"-Befürwortern genannt. Die 21-jährige Paula aus Gera bevorzuge die "gendergerechte Sprache", da ihrer Meinung nach damit jeder Mensch angesprochen und sichtbar gemacht würde. Ihrer Ansicht nach würden Gewalt und Hass gegen Trans-Personen aktuell steigen. Gendergerechte Sprache würde zu mehr Sichtbarkeit und damit verbunden zu mehr Sicherheit führen.

Demgegenüber hätten die Befragten – sowohl die Frauen als auch die Männer – immer wieder erklärt, die Verwendung des generischen Maskulinums bedeute für sie gar keine Diskriminierung von Frauen. Frauen hätten es sich erkämpft, dass sie heutzutage auch gemeint seien, wenn man zum Beispiel von Lehrern, Busfahrern, Ärzten oder Ingenieuren spräche. Demzufolge sei die Sprache nicht "geschlechterungerecht". Dazu habe eine junge Frau aus dem Saale-Holzland-Kreis erklärt:

"Ich bevorzuge stets das generische Maskulinum, da es eine Errungenschaft der Frauen ist, bei der männlichen Form ebenfalls angesprochen zu sein und keine vermeintliche Diskriminierung."

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