"Tag der Bundeswehr": Wehrbeauftragte Högl will Militär zu "wichtigem Teil" der Schulbildung machen

Die "Zeitenwende": Während das Luftwaffenmanöver "Air Defender 2023" seit fast einer Woche für zusätzlichen Lärm am Himmel sorgt und die Bundeswehr heute auf Werbetour geht, spricht sich die "Wehrbeauftragte" des Deutschen Bundestages für mehr Militär in den Bildungseinrichtungen aus.

Am Boden, auf dem Wasser, in der Luft – und im Cyber-Raum: Die Bundeswehr ist auf Reklametour und Nachwuchssuche. Am heutigen 17. Juni findet an 11 "Standorten", also Kasernen, der sogenannte "Tag der Bundeswehr" statt – eine Werbeveranstaltung, die das Image des deutschen Militärs aufpolieren und bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig Interesse für das Soldatenwesen wecken soll.

Anlässlich dieser Veranstaltung äußerte sich die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, die SPD-Politikerin Eva Högl, zum Verhältnis von Gesellschaft und Bundeswehr.

Sie plädierte dafür, die Beschäftigung mit der Bundeswehr ausdrücklich zum Teil der Schulbildung zu machen. Gegenüber den Zeitungen der Mediengruppe Bayern sagte Högl:

"Ich würde mich freuen, wenn die Lehrerschaft sagen würde: Es ist ein wichtiger Teil im Rahmen der Bildung, sich auch mit den Streitkräften auseinanderzusetzen",

wie das Handelsblatt berichtet.

Högl unterstrich, dass die Bundeswehr sich offen gegenüber der Gesellschaft zeigen müsse: "Es braucht die Begegnung. Genauso bin ich dafür, dass die Bundeswehr in die Kasernen einlädt." Högl sprach sich auch dafür aus, die Bundeswehr verstärkt bei zivilen Veranstaltungen auftreten zu lassen – etwa bei Volksfesten und auf Messen. Schon seit Jahren sind Versuche zu beobachten, die Truppe beispielsweise auf Buchmessen einzubinden.

Allerdings habe sich Högl in ihrer Antwort auf eine entsprechende Frage dagegen gewandt, den Besuch bei der Bundeswehr für Schüler zur Pflicht zu machen. Die Wehrbeauftragte meinte dazu: "So etwas über eine Pflicht zu regeln, da bin ich skeptisch." Die SPD-Politikerin sprach sich dafür aus, die Neugier der Schüler zu wecken und sie für die Beschäftigung mit der Bundeswehr zu interessieren, "auch kritisch", wie berichtet wird. Högl betonte, der Krieg sei "Topthema – und damit auch die Streitkräfte".

Antimilitaristen hatten zum Protest gegen die Bundeswehrveranstaltungen aufgerufen. Die Bundeswehr selbst versicherte auf ihrer Webseite zur heutigen Veranstaltung, "ein Einsatz gegen die eigene Bevölkerung im Innern" komme "nicht in Frage". Denn der 17. Juni sei schließlich "Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland" bis zur "Wiedervereinigung" 1990 gewesen. Als "Parlamentsarmee" verweise sie auf das Grundgesetz und "die eigenen Werte". – "Live, bunt und zum Anfassen!", wie die Bundeswehr betont.

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