Studie: Hunde aus Tschernobyl könnten sich genetisch an die Strahlung angepasst haben

Streunende Hunde aus der Sperrzone von Tschernobyl könnten sich genetisch an die ungewöhnlich giftige Umgebung angepasst haben, berichtet das Magazin "Vice" unter Berufung auf eine wissenschaftliche Studie.

Tschernobyl ist zwar ein Sperrgebiet für Menschen – Pflanzen und Tiere sind dort aber nach wie vor präsent. Wissenschaftler aus den USA und Polen haben eine Studie über streunende Hunde in der Todeszone durchgeführt und ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Canine Medicine and Genetics veröffentlicht. Die Autoren haben zwei Gruppen von Hundepopulationen untersucht: eine, die direkt neben dem Kernkraftwerk wohnt, und eine andere in der Nähe der verlassenen Stadt Tschernobyl, etwa zehn Kilometer vom Kraftwerk entfernt. Die genetischen Proben der Tiere wurden in den Jahren 2018 und 2019 durch Impfung und Sterilisation gewonnen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es fast keine Kreuzung zwischen den beiden Hundegruppen gibt und sie sich genetisch unterscheiden. Obwohl beide Gruppen aus einer Mischung verschiedener Hunderassen abstammen, waren deren Gene deutlich voneinander zu unterscheiden. "Wir fanden wenig Anzeichen für einen Genfluss und ein erhebliches Maß an genetischer Differenzierung zwischen den beiden Hundepopulationen, was darauf hindeutet, dass es sich um zwei unterschiedliche Populationen handelt, obwohl sie Gebiete bewohnen, die nur 16 Kilometer voneinander entfernt sind", schreiben die Wissenschaftler.

Darüber hinaus fanden sie Hinweise darauf, dass Stressfaktoren ungewöhnliche genetische Veränderungen bei den Hunden verursacht haben könnten. Dazu gehören Gene, die für die DNA-Reparatur und die Immunreaktion verantwortlich sind.

Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um herauszufinden, ob die festgestellten Mutationen tatsächlich auf die Anpassung der Hunde an ihr Umfeld zurückzuführen sind. Sie hoffen, dass solche Studien dazu beitragen werden, die Auswirkungen von Umweltkatastrophen auf Tiere und Menschen zu beurteilen.

Nach der Nuklearkatastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986 hatten die Behörden die Vernichtung von Haustieren angeordnet, um die Ausbreitung der radioaktiven Verseuchung zu verhindern. Einigen Hunden gelang es jedoch, der Erschießung zu entkommen. Heutzutage leben in der Sperrzone mehrere Hundert Nachkommen von Vierbeinern, die Tschernobyl überlebt haben.

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