Discounter: Kein Fleisch mehr für Arme

Erst wurden vier Tierwohlstufen eingeführt, um Fleisch nach den Haltungsbedingungen zu kennzeichnen. Allerdings fanden die teureren Stufen drei und vier keinen großen Anklang. Jetzt soll deren Absatz erzwungen werden: Der zweite Discounter nimmt billiges Fleisch aus dem Angebot.

Den Grünen ist es ein Herzensanliegen, und heute hat der zweite große deutsche Discounter angekündigt, billiges Fleisch aus dem Sortiment zu nehmen: Aldi will künftig nur noch Fleisch der Tierwohlstufen drei und vier vertreiben, auch bei Wurstwaren. Lidl hatte einen ähnlichen Schritt bereits vor einigen Tagen verkündet. Bereits bis 2025 soll die billigste Kategorie ganz verschwunden sein.

Die Presse äußert sich überwiegend positiv. Was aber dabei vergessen wird, ist die Tatsache, dass die hohe Inflation bei Lebensmitteln auch das Fleisch betrifft, und mit diesem Schritt den Verbrauchern entweder zu teure Waren angeboten werden oder sie auf Fleisch verzichten müssen.

Beide Discounter hatten bereits Fleisch dieser Kategorien im Angebot. Eine der Folgen der Inflation war allerdings, dass es ebenso liegen blieb wie die Biowaren, weil selbst durchschnittliche Verbraucher auf die günstigsten Waren ausgewichen sind. Was nach den Kriterien des Marktes nicht durchsetzbar wäre, wird nun also erzwungen.

Dabei ist die Ernährung gerade ärmerer Deutscher arm an Protein, weil Kohlehydrate und Fette schlicht die billigeren Kalorienquellen sind. Da sich mit der Beschränkung auf die Kategorien drei und vier nicht die Löhne der Kunden erhöhen, wird das für viele schlicht heißen, dass Fleisch weitgehend vom Speiseplan gestrichen wird. Man könnte fast vermuten, diese Schritte seien mit der Zulassung von Insekten zur Ernährung durch die EU koordiniert.

Der reale Grund für die Einführung könnte schlicht daran liegen, dass die Discounter mit dem billigen Fleisch zu wenig Gewinn machen und sie darauf setzen, dass dank der weiter steigenden Inflation genug wohlhabende Kundschaft bleibt, um diese Waren abzusetzen.

Auf die tatsächlichen Haltungsbedingungen haben diese Entscheidungen nur wenig Einfluss. Bei Schweinefleisch und Geflügel ist Deutschland Nettoexporteur, d. h. der Exportwert übersteigt den Importwert; für den Export muss sich die Tierhaltung nicht ändern. Die wahrscheinlichere Folge ist dementsprechend eine Ausweitung der Exporte in ärmere Regionen der Welt, was dann die dortige Landwirtschaft in Bedrängnis bringt.

Was letztlich bleibt, ist eine weitere Absenkung des Lebensstandards der breiten Massen.

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