Dieses Jahr jährt sich der Pride Month, der "Monat des schwulen und lesbischen Stolzes", zum fünfzigsten Mal. Mittlerweile hat sich die ursprüngliche Bezeichnung aufgrund gesamtgesellschaftlicher Wahrnehmungen und Empfindungen erweitert zu dem aktuellen Terminus als "Monat des lesbischen, homosexuellen, bisexuellen, transsexuellen und queeren (LGBTQ+) Stolzes".
Zur Feier des 50-jährigen Bestehens hat das englische "Crown Estate" 100 Pride-Flaggen, auch Regenbogenflaggen genannt, in Auftrag gegeben, die zum ersten Mal in der Geschichte über einem Teil der Londoner Regent Street aufgehängt wurden. Dafür wurde die jüngste optische Variante der "intersexuellen Pride-Flagge" ausgewählt.
In den sozialen Medien wird aktuell die optische Wirkung dieser Straßenbeflaggung kontrovers diskutiert, und zwar hinsichtlich historischer Vergleichsmomente, in Bezug auf die persönliche Wahrnehmung heterosexuell lebender Menschen, die die massive Darstellung einer ursprünglich privaten sexuellen Orientierung im öffentlichen Raum kritisieren, bis hin zu jenen Mitbürgern, die das Ganze als störend und nötigend empfinden. Diese Twitter-Nutzerin kommentiert:
"Ich finde dieses Bild wirklich ziemlich verstörend."
Da zunächst sogar das Gerücht einer provozierenden Photoshop-Montage kursiert, informierte dieser Twitter Nutzer: "Ich musste es mit eigenen Augen sehen. Das ist London 2022":
Eine andere Twitter-Nutzerin wies daraufhin, dass auch am berühmten Wembley-Stadion in London in einem größeren Rahmen die "Pride-Flag" gehisst wurde. Der Hinweis erfolgte auf die vorherige Kommentierung:
"Das ist die Realität. Wir leben jetzt im Land der 'Trans-Intersexuellen'. Begrüßt die Flagge oder lasst euch auf eine Liste mit 'nicht kriminellen Hassvorfällen' setzen."
Der Twitter-Nutzer Ali Utlu, der sich persönlich als "Antireligiöser & schwuler Aktivist" bezeichnet, kommentierte im Rahmen der Netz-Diskussion:
"Queer-Ideologie ist totalitär, die Symbolik ist mittlerweile beängstigend und steht nicht mehr für die LGB-Community (Lesben, Schwule und Bisexuelle). Sie exkludiert und ist nicht mehr inklusiv. Heterosexuelle, die besonders sein wollen, machen alles kaputt."
Ein weiterer Netz-Diskutant fragte eher provokant:
Ist diese Szene aus
a) dem Film "1984"?
b) Berlin 1938?
c) der Londoner Regent Street 2022?
Gerade in rein schwul-lesbischen und bisexuellen Kreisen wird die momentan sehr offensive, nahezu aggressive Positionierung und Darstellung einer vermeintlich unverzichtbaren Wahrnehmung unterdrückter sexueller Neigungen in der Öffentlichkeit kontrovers wahrgenommen. Dieser Twitter-Kommentar bemerkt:
"(Ich muss zugeben, dass ich dachte, es sei photoshopped, und ich habe es schließlich recherchiert) Was zum Teufel?! Ein bisschen zu imperialistisch, selbst für den aktuellen Faschismus der Pronomen. Als Bisexuelle zähle ich nicht dazu!"
Die "intersexuelle Pride-Flagge", die ihren ersten Jahrestag feiert, wird zunehmend in der Gesellschaft und im öffentlichen Raum verwendet, um die LGBTIQ+-Gemeinschaft solidarisch zu repräsentieren. Sie wurde von Valentino Vecchietti von "Intersex Equality Rights UK" entworfen und weist als Erweiterung der bisherigen "Pride- oder Regenbogenflagge" ein neues gelbes Dreieck und einen lila Kreis auf, um die intersexuelle Gemeinschaft damit noch eindeutiger in der öffentlichen Wahrnehmung zu repräsentieren. Vecchietti kommentierte zur Beflaggung in der Regent Street: "Wir alle profitieren davon, wenn wir die Stimmen der am meisten Ausgegrenzten in unseren Gemeinschaften erheben."
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