Am 01. Februar veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Bericht mit dem Themenschwerpunkt: "Globale Analyse der Abfälle im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit COVID-19: Status, Auswirkungen und Empfehlungen". Die genannten Zahlen verschaffen einen ersten Eindruck darüber, welche Massen von zusätzlichem Müllaufkommen durch die weltweit eingeforderten Maßnahmen-Kataloge erzeugt wurden. Demnach handelt es sich zum einen um Zehntausende Tonnen zusätzlicher medizinischer Abfälle, wie z.B. rund 87.000 Tonnen persönlicher Schutzausrüstung (PSA), die "zwischen März 2020 und November 2021 beschafft und im Rahmen einer gemeinsamen UN-Notfallinitiative zur Deckung des dringenden COVID-19-Bedarfs der Länder" versandt wurden.
Des Weiteren wird die Zahl von über 140 Millionen Testkits genannt, mit einem errechneten Potenzial von 2.600 Tonnen nicht-infektiöser Abfälle (hauptsächlich Plastik) und 731.000 Litern chemischer Abfälle. Weltweit wurden mittlerweile demnach schon über 8 Milliarden Impfstoffdosen verabreicht, die wiederum 144.000 Tonnen zusätzlicher Abfälle in Form von Spritzen, Nadeln und Sicherheitsboxen erzeugten, so die Berechnungen durch die WHO. Die Erwähnung der Größenordnung chemischer Abfälle in Litern entspräche laut der WHO-Darstellung "einem Drittel eines Schwimmbeckens von olympischer Größe" (mit den Maßen: 50 Meter lang, 25 Meter breit und zwei Meter tief).
Die Autoren weisen explizit darauf hin, dass dies nicht den gesamten Bereich des COVID-19-Abfallproblems abdecke. So wurden weder die COVID-19-Waren, die außerhalb der Initiative beschafft wurden, noch die von der weltweiten Bevölkerung erzeugten Abfälle wie medizinische Einwegmasken in den Report miteinbezogen. Schon im November 2021 hatten chinesische Forscher errechnet, dass laut einer Schätzung bis August 2021 "rund 8,4 Millionen Tonnen Plastikmüll in 193 Ländern" durch die Pandemie angefallen seien. Das Reportagemagazin Geo informierte in einem Artikel bezugnehmend auf die chinesischen Müll-Studie darüber, dass im Vergleich laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) weltweit insgesamt rund 300 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr anfallen würden.
Die chinesischen Wissenschaftler gehen in ihrer Studie davon aus, dass ein Großteil des Corona-Abfalls (rund 87,4 Prozent) in Krankenhäusern entstand. 7,6 Prozent seien auf Masken und andere Schutzausrüstung für den privaten Gebrauch zurückzuführen, so Angaben aus der Studie der Forscher. Verpackungen für den Online-Handel hätten rund 4,7 Prozent des zusätzlichen Abfalls im Jahre 2020/21 ausgemacht. Die Tagesschau informierte im November 2021 darüber, dass Schätzungen zufolge mehr als 25.000 Tonnen des Plastikmülls final in den Weltmeeren landen würden:
"Fast die Hälfte des Unrats stammt aus asiatischen Ländern wie Indien und China, jeweils knapp ein Viertel aus Europa und den amerikanischen Kontinenten. Von den bislang etwa 25.000 Tonnen Plastikmüll, die in die Meere gespült wurden, stammen wahrscheinlich drei Viertel aus asiatischen Flüssen wie dem Schatt al-Arab, dem Indus und dem Jangtse, die in den Persischen Golf, das Arabische Meer und das Ostchinesische Meer münden. Auf europäische Flüsse entfällt gut ein Zehntel der Einleitungen."
Demnach hätten auch die deutschen Haushalte seit Ausbruch der Corona-Pandemie mehr Müll verursacht. 2021 wurden laut Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) rund 697.000 Tonnen (Gesamtmüll, inklusive Kunststoffe und Plastik) davon ins Ausland entsorgt. Laut Informationen von National Geographic, ging der Großteil dieser Exporte viele Jahre in die Volksrepublik China. Ein Artikel aus dem Januar 2022 informiert: "Doch das Land hat 2018 seine Grenzen für Kunststoffabfälle aus dem Ausland geschlossen. Seitdem haben sich andere Staaten als Zielländer etabliert: Mit gut 170.000 Tonnen wurde die größte Menge deutschen Plastikmülls 2020 nach Malaysia exportiert. Auf Platz zwei der Statistik landete 2020 die Türkei. Wurden 2017 noch 19.000 Tonnen dort deponiert, waren es drei Jahre später 136.000 Tonnen."
Dr. Maria Neira, Direktorin für Umwelt, Klimawandel und Gesundheit bei der WHO, wird in dem veröffentlichten WHO-Report nun mit der Erkenntnis zitiert, dass COVID-19 "die Welt gezwungen hätte", sich "mit den Lücken und vernachlässigten Aspekten des Abfallstroms und der Art und Weise auseinanderzusetzen, wie wir unsere Gesundheitsressourcen von der Wiege bis zur Bahre produzieren, nutzen und entsorgen". Entsprechend einer sich abzeichnenden weltweiten Agenda, wird der Fokus einer Betrachtung weg von der gesundheitlichen Gefährdung der Weltbevölkerung hin zu der sich dynamisierenden Klimadiskussion gelenkt. So sieht Neira ein sich anbahnendes "neues" Problem, in der Darstellung eines fließenden Übergangs von "Veränderungen":
"Signifikante Veränderungen auf allen Ebenen, von der globalen Ebene bis zum Krankenhaus, bei der Bewirtschaftung des Abfallstroms im Gesundheitswesen sind eine Grundvoraussetzung für klimafreundliche Gesundheitssysteme, zu denen sich viele Länder auf der jüngsten UN-Klimakonferenz verpflichtet haben, und natürlich für eine gesunde Erholung von COVID-19 und die Vorbereitung auf andere gesundheitliche Notfälle in der Zukunft"
Die "COVID-19-Abfallproblematik" sei seitens der WHO erkannt worden, nun müsse entsprechend der bekanntgewordenen Zahlen auch reagiert werden. Schon vor der Pandemie waren nach Angaben der WHO ein Drittel aller weltweiten Gesundheitseinrichtungen nicht in der Lage, ihren Müll fachgerecht zu entsorgen, deshalb drängt nun die WHO "auf umweltfreundlichere Verpackungen, wieder verwendbare Schutzbekleidung und Investitionen in Recyclingsysteme". Der Report fordert:
"Die COVID-19-Abfallproblematik und die zunehmende Dringlichkeit, sich mit ökologischer Nachhaltigkeit zu befassen, bieten die Möglichkeit, Systeme zur sicheren und nachhaltigen Reduzierung und Bewirtschaftung von Abfällen im Gesundheitswesen zu stärken. Dies kann durch strenge nationale Richtlinien und Vorschriften, regelmäßige Überwachung und Berichterstattung und verstärkte Rechenschaftspflicht, Unterstützung von Verhaltensänderungen und Entwicklung von Arbeitskräften sowie höhere Budgets und Finanzmittel geschehen."
Im Rahmen des Reports werden Empfehlungen für die "Umsetzung besserer, sichererer und ökologisch nachhaltigerer Abfallpraktiken" hervorgehoben, um somit auf die neue politische Argumentationslinie verweisen zu können, die sich besonders im Jahre 2021 auf der politischen Weltbühne zusehends abzeichnete. Der Build Back Better Plan, der im Rahmen des Wahlkampfes von Joe Biden 2021 in den Fokus weltweiter Wahrnehmung geriet, wird in der WHO-Mitteilung ebenfalls einbezogen und formuliert: "Der Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen für die Integration besserer, sichererer und ökologisch nachhaltigerer Abfallpraktiken in die derzeitige COVID-19-Reaktion und künftige Pandemievorbereitungsmaßnahmen und hebt Geschichten von Ländern und Organisationen hervor, die im Sinne des "building back better" in die Praxis umgesetzt wurden."
Die Veröffentlichung der WHO endet mit dem Hinweis, dass "sich immer mehr die Erkenntnis durchsetzen" würde, dass zukünftig bei "Investitionen im Gesundheitswesen die Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima" berücksichtigt werden müssten: "Die Analyse kommt zu einer Zeit, in der der Gesundheitssektor unter zunehmendem Druck steht, seinen CO2-Fußabdruck zu verringern und die Menge der zu deponierenden Abfälle zu minimieren – zum Teil aufgrund der großen Besorgnis über die Zunahme von Kunststoffabfällen und deren Auswirkungen auf Wasser, Nahrungsmittelsysteme und die Gesundheit von Mensch und Ökosystem".
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