Nach Auffassung des Milliardärs und Microsoft-Gründers Bill Gates hätte die Aussetzung von Patenten nicht zu einer gerechteren Verteilung von Corona-Impfstoffen auf der Welt geführt. Im Interview mit Zeit Online räumte der Gründer der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung, die weltweit Milliarden in Impfkampagnen investiert, allerdings ein, dass es Probleme bei der globalen Verteilung der Corona-Impfstoffe gegeben habe. Nach Ansicht des Microsoft-Gründers hätte kein junger Mensch den Impfstoff bekommen sollen, bevor nicht "ältere Menschen in Brasilien, Südafrika oder im Rest von Afrika geimpft wurden."
Dass es der Impf-Initiative COVAX nicht gelungen sei, genügend Vakzine an ärmere Länder zu liefern, liege laut Gates zum einen an der Art der Vakzine und der Gesundheitslogistik. Aber auch der zeitweilige Exportstopp Indiens für den AstraZeneca-Impfstoff sei ein Problem gewesen. Die von der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung mitinitiierte und bei der Weltgesundheitsorganisation WHO beheimatete COVAX-Initiative setzt sich für eine gerechte Verteilung von COVID-Impfstoffen auf der ganzen Welt ein. Ein weiteres Problem sei, so Gates, dass die USA ihrer Führungsrolle nicht gerecht geworden seien. Deutschland hingegen sei zu einem der wichtigsten Geberländer für die globale Gesundheit avanciert:
"Ich wünschte, mehr Deutsche wüssten davon und könnten nach Afrika reisen und dort den Nutzen sehen."
Im Rahmen des Interviews kam auch die Frage auf, ob man nicht strukturelle Veränderungen brauche, wenn man die Frage der gerechten Impfstoff-Verteilung klären wolle. Der Milliardär erwiderte:
"Sie meinen, wie Karl Marx sie wollte?"
Der Interviewer erklärte daraufhin, man hätte beispielsweise die Patente für die Corona-Impfstoffe aussetzen können. Wenn man dies bereits vor einem Jahr getan hätte, wäre man, was die gerechte Verteilung der Impfstoffe angeht, möglicherweise weiter. Gates erwiderte:
"Quatsch. Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe."
Weiterhin erklärte Gates, dass man Mitte 2022 in Impfstoff "schwimmen werde" und bemerkte mit sarkastischem Unterton:
"Aber wenn man den Erfindergeist in der Pharmabranche abwürgen will, dann ist das Aussetzen von Patenten brillant. Man sollte immer damit drohen, dass die Firmen keinen Patentschutz haben werden."
Dem Milliardär zufolge hätte die Aussetzung der Patentrechte nichts bewirkt. Auch wenn die Firmen Milliarden an öffentlicher Förderung bekommen und Milliarden verdient hätten. Corona-Impfstoffe könne man nicht einfach so herstellen. Dazu wären nur wenige Unternehmen in der Lage, so Gates. Effektiver wären Lizenzvereinbarungen, im Rahmen derer die Firmen nicht nur die Rezepte erhalten, sondern bei der Herstellung auch mit Personal und Daten unterstützt werden.
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