In der Corona-Pandemie geht Gmünds Bezirkshauptmann Stefan Grusch einen ungewöhnlichen Weg, um die Impfquote unter den Jugendlichen zu erhöhen. Im September sollen in der Stadt die ersten Schulausflüge von Kindern zu Impfzentren stattfinden. Angesichts von noch vielen nicht geimpften Kindern sei es notwendig, neue Mittel einzusetzen, um das gewünschte Resultat zu erreichen.
Bezirkshauptmann Grusch:
"Es gibt großen Handlungsbedarf, jeder Tag zählt. Wir möchten eine Situation mit sehr rasch notwendigem Umstieg auf Distance Learning wie im vorigen Schuljahr unbedingt vermeiden."
In Gesprächen mit Bildungsdirektion und Schulleitern wurde demnach festgelegt, dass die Fahrten rasch nach Ferienende organisiert werden. Eltern und Schüler sollen im Vorfeld auf elektronischem Weg aufgeklärt werden und ihr Interesse zum freiwilligen Mitmachen erklären können. Auch Informationsveranstaltungen zu den Fahrten seien geplant, schreibt die Lokalzeitung NÖN.
Der Bezirkshauptmann sieht Gmünd dabei als Pionier-Bezirk: "Wir sind Vorreiter in Niederösterreich, setzen die erste derartige Initiative im Land." Darüber hinaus gibt es in Niederösterreich bereits "Impfbusse", die verschiedene Standorte anfahren, an denen sich die Menschen impfen lassen können.
Da eine solche Klassenfahrt ins Impfzentrum einen enormen Gruppendruck auf die Kinder ausübt, stößt das Vorhaben der Politik auch auf Kritik. Hierbei geht es unter anderem um die Thematik des Datenschutzes von Gesundheitsinformationen. Selbst wenn Eltern ihre Kinder an diesen Schulausflügen nicht teilnehmen ließen, würden diese – sichtbar für alle – von vornherein als "Impfverweigerer" eingeordnet und möglicherweise an den Pranger gestellt.
Auch die Leser der Lokalzeitung sehen die Impffahrten sehr kritisch. Auf die Frage der NÖN "Schulausflüge zum Impfzentrum: Gute Idee?" antworteten 71,7 Prozent mit: Nein.
Das Gmünder Impfzentrum im Access Industrial Park sollte eigentlich geschlossen werden. Am 11. August hatte es seinen zunächst letzten Betriebstag. Jetzt kann es aufgrund der geplanten Behandlung der Kinder und ebenfalls geplanter Drittimpfungen wieder öffnen. Das steuerfinanzierte Zentrum generiert dann auch wieder finanzielle Einnahmen für den Betreiber.
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