Tiflis: Tausende Georgier fordern nach Tod eines Journalisten Rücktritt der Regierung

In der georgischen Hauptstadt Tiflis spitzt sich die Lage zu. Mehrere Tausende Menschen nehmen an einer Protestaktion teil. Sie fordern nach dem Tod eines Kameramanns, der bei einer LGBT-Demonstration schwer misshandelt worden war, den Rücktritt der Regierung.

Georgiens Hauptstadt Tiflis kommt nicht zur Ruhe. Tausende Menschen haben sich zu Protesten versammelt und fordern den Rücktritt von Regierungschef Irakli Gharibaschwili. Die Proteste folgen auf den Tod des TV-Journalisten Alexander Laschkarawa. Dieser war im Vorfeld einer Demonstration für die Rechte von Schwulen und Lesben von unbekannten Tätern angegriffen und schwer verletzt worden. Laschkarawa wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und wenige Tage später wieder entlassen. Am Sonntag wurde der Mann tot in seiner Wohnung aufgefunden, wie sein Sender TV Pirveli mitteilte. Die Todesursache war zunächst unklar. 

Mitarbeiter des Fernsehsenders TV Pirveli hatten die Protestaktionen gestartet. Später schlossen sich Politiker und Aktivisten an. Aus Solidarität mit den am 5. Juli verletzten Journalisten trugen viele Teilnehmer weiß-rote Oberbekleidung. Die Demonstranten forderten den Rücktritt der Regierung bis zum Morgen des 12. Juli. Dies teilte der Generaldirektor des Fernsehsenders Mtavari Arkhi Nika Gvaramia mit. Er ergänzte:

"Wenn diese Forderung nicht erfüllt wird, treffen wir uns morgen um sechs Uhr hier wieder."

Bei einem Streit im Vorfeld einer Demonstration für die Rechte von homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen waren am vergangenen Montag in Tiflis etwa 20 Journalisten von homophoben Aktivisten angegriffen und verletzt worden. Der geplante "Marsch der Würde" wurde daraufhin abgesagt.

Zwar strebt die Ex-Sowjetrepublik Georgien mit einer prowestlichen Politik eine Mitgliedschaft in der EU an, allerdings gibt es in dem Land mit einer einflussreichen orthodoxen Kirche starke konservative Kräfte, die sich mit liberalen Ideen schwertun. Die Organisatoren des Marsches sagten, der Zivilgesellschaft, den demokratischen Werten und dem europäischen Kurs des Landes sei der Krieg erklärt worden. Unterdessen machte der georgische Premierminister Gharibaschwili die LGBT-Aktivisten für die Konfrontation am 5. Juli verantwortlich.

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(rt/dpa)