Angst vorm Leben ohne Maske? Experten befürchten Zunahme an Angststörungen

In einigen Ländern – beispielsweise den USA – wurde die Maskenpflicht in Teilen bereits abgeschafft, in Großbritannien und auch in Deutschland soll dies nach aktuellen Angaben bald folgen. Manche Menschen trennen sich jedoch nur ungern von ihrer Maske. Manchmal ist das eine einfache Vorsichtsmaßnahme. Doch auch psychische Erkrankungen können dahinterstecken.

"Es wäre erst einmal sehr ungewohnt ohne Maske", berichtet eine Passantin an der Berliner Friedrichstraße. "Es liegt ja eine lange Zeit hinter uns, in der wir die Maske tragen mussten und müssen. Und eigentlich finde ich es auch richtig so – das kann noch eine Weile so bleiben", berichtet sie. Schließlich ginge es darum, sich und andere auch weiterhin zu schützen. Ähnlich sehen es weitere Bürger: Solange nicht genügend Menschen geimpft sind, ist es besser, wenn wir andere schützen – das denken viele.

Doch nicht immer steckt eine rationale Abwägung dahinter. Eine Studie der University of Waterloo zeigt etwaige Effekte des Maskentragens auf soziale Ängste. Untersucht wurden dabei drei mögliche Faktoren, die für soziale Ängste relevant sein können. Das sind zum einen soziale Normen, die mit dem Maskentragen assoziiert werden. Weiterhin wurde untersucht, wie sich die Maske auf die korrekte Einschätzung von sozialen und emotionalen Zeichen des Gegenübers auswirkt. Zu guter Letzt hinterfragten die Forscher, ob und wie die Maske als eine Art Sicherheitsverhalten genutzt wird, um sich selbst zu verbergen.

Die Autoren der Studie, David Moskovitch und Sidney Saint, kommen zu dem Schluss, dass es einen nachweisbaren Einfluss des Maskentragens auf soziale Ängste gibt. So sieht es auch der deutsche Psychiater Hans-Joachim Maaz. Er hat Menschen, die die Maske gern tragen, mit Menschen zusammengebracht, die Masken ablehnen – und die Gründe dafür zusammengetragen.

Das Ergebnis: Hinter den offenkundigen Gründen für eine Befürwortung oder Ablehnung der Maske – also etwa "ich will andere schützen" oder "Masken sind schädlich" – stehen meist ganz individuelle Gründe und Lebenserfahrungen.

Maaz befürchtet, dass durch Panikmache in den Medien solche psychologischen Effekte des Maskentragens nachdrücklich verstärkt würden. Weniger Panik und Ängste zu schüren sei eine zentrale mediale und politische Aufgabe, so Maaz.

Erst Maske, dann Angststörung?

Werden wir nun also alle zu Hypochondern? Alle wohl nicht, aber durchaus nicht wenige, meint Maaz. Durch die Corona-Situation wurden in vielen Menschen Ängste ausgelöst, die nun auf die Infektion mit COVID-19 projiziert werden. Dadurch könne es also durchaus zu einer höheren Anzahl an Menschen kommen, die eine Hypochondrie entwickeln.

Doch auch soziale Ängste sind infolge des Maskentragens auf dem Vormarsch. Dabei spielt die bereits erwähnte Angst vor dem Gesehenwerden bzw. der Wunsch nach Anonymität eine Rolle. Die Maske verdeckt die Mimik zu einem großen Teil. Für Menschen, die an sozialen Ängsten leiden, ist dies subjektiv betrachtet ein Vorteil. Doch es kann zugleich eine Verstärkung bestehender Angststörungen bewirken oder diese verfestigen. 

Insofern ist durchaus mit einem Anstieg der Angststörungen zu rechnen. Für Betroffene ist es dann wichtig, sich rechtzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen. Nicht immer muss es gleich der Gang zum Therapeuten sein: Auch ein offener Austausch mit anderen Menschen kann helfen, Ängste wieder in den Griff zu bekommen.  

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