Katholische Initiative segnet homosexuelle Paare

Die Glaubenskongregation des Vatikans hat festgelegt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Paare zu segnen. Doch nicht überall in der katholischen Kirche sieht man das so. Im Rahmen von #liebegewinnt fanden rund 100 Segnungsgottesdienste statt. Ein Interview mit Mitinitiator Bernd Mönkebüscher.

Im März hatte die Glaubenskongregation des Vatikans erneut festgelegt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Paare zu segnen. Katholische Verbände und über 280 Theologieprofessoren aus dem deutschsprachigen Raum protestierten dagegen. Auch der Bund der Katholischen Jugend forderte auf seiner Hauptversammlung die Bischöfe in Deutschland auf, "einen Segensritus für gleichgeschlechtliche Beziehungen in ihren Diözesen einzuführen". Heute, zum Teil bereits gestern, fanden im Rahmen der Initiative #liebegewinnt rund 100 "Segnungsgottesdienste für Liebende" statt, die auch für homosexuelle Paare offen waren. Priester Bernd Mönkebüscher aus Hamm, einer der Initiatoren der Aktion, äußerte sich gegenüber RT DE im schriftlichen Interview.

Wie bewerten Sie die Entscheidung des Vatikans zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare?

Die Entscheidung beinhaltet nichts Neues; von vielen wird sie als ein Versuch gesehen, Beratungen auf dem Synodalen Weg zu stoppen. Das Nein aus Rom zur Frage der Segnung an gleichgeschlechtliche Paare verletzt Menschen, die als Liebende in einer von Gott mitgegebenen sexuellen Orientierung (die sich niemand aussucht) unterwegs sind. Liebe ist Liebe, und wo sie unter erwachsenen Menschen gelebt wird, ist sie immer segensreich.

Was erhoffen Sie sich von der Initiative "Segensgottesdienste für Liebende"?

Wir erhoffen uns, dass das Signal von queeren Menschen, aber auch von allen, die nach einer Scheidung sich neu verliebt haben, verstanden wird. Wir verstehen die Gottesdienste als ein Wahrnehmen und Wertschätzen ihrer Liebe. Wer um einen Segen bittet, preist gleichzeitig Gott als den, von dem aller Segen ausgeht. Wir teilen mit allen diese Bitte um den Segen und sprechen in den Gottesdiensten ein Segensgebet. Wir erhoffen uns, dass Vielfalt in der Kirche sichtbar werden darf, geschätzt und als Segen empfunden wird.

Warum wurde der 10. Mai für die Aktion gewählt?

In der orthodoxen Kirche ist der 10. Mai einer der Gedenktage des biblischen Noah, mit dem Gott im Zeichen des Regenbogens einen Bund schließt. Der Regenbogen ist für viele ein sprechendes Zeichen für Vielfalt, für Leben, für Überbrückung von Gegensätzen.

Das Nein von Vatikan hat für viel Unmut gesorgt. Könnte es zu einem Riss in der kirchlichen Einheit kommen? Wie könnte er vermieden werden?

Die Frage ist, wie wir kirchliche Einheit verstehen. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, auch homosexuell liebende Menschen, weil sie sich gegen allen Beteuerungen nicht gesehen und willkommen fühlen. Wodurch auch? Welch ein wertschätzendes Zeichen wird ihnen von der Kirche entgegengebracht? Einheit in der Kirche ist dann am glaubwürdigsten, wenn sie nicht mit Autorität begründet wird, sondern auf überzeugende Argumente aufbaut. Menschen wollen nachvollziehen und verstehen. Und sie wollen die Gerechtigkeit, die Geschlechtergerechtigkeit und die Akzeptanz von gleichgeschlechtlicher Liebe, die sie in den staatlichen Gesetzen finden, auch in der Kirche wiederfinden. Einheit lebt auch in der Vielfalt (der unterschiedlichen Ortskirchen).

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