Die Bundesbehörde präsentierte Details zu Steuereinnahmen, Produktion und Preisen von Genussmitteln, die die weit verbreitete Theorie der gestiegenen Alkoholnachfrage in der Corona-Krise widerlegen. Am stärksten ging demnach der Bierkonsum zurück, und zwar um fünf Liter auf 86,9 Liter pro Kopf. Das war der stärkste Einbruch seit 1993, als eine umfassende Reform der Biersteuer die Bewertungsgrundlage verändert hatte. Auch Schaumweine, Spirituosen und sogenannte Zwischenprodukte wie Sherry oder Portwein fanden etwas weniger Abnehmer als im Jahr zuvor. Zum nicht steuerpflichtigen Wein lagen noch keine Konsumzahlen vor.
Als wesentlichen Grund für die Rückgänge sehen die Experten die fehlenden Trinkgelegenheiten bei monatelang geschlossenen Gaststätten und zahlreichen abgesagten Großveranstaltungen. Hierunter litten auch die eigentlich stark im Trend liegenden alkoholfreien Sorten mit einem Produktionsrückgang um 1,8 Prozent auf 4,1 Millionen Hektoliter. Erstmals seit 2012 schrumpfte zudem die Zahl der in Deutschland ansässigen Braustätten. Sie ging um 24 auf 1.528 zurück.
Wegen der schwachen Nachfrage und der in der zweiten Jahreshälfte abgesenkten Mehrwertsteuer gingen auch die Preise für Bier im Einzelhandel um 0,9 Prozent zurück. Bei den übrigen alkoholischen Getränken wurden lediglich Rot- und Roséweine leicht um 0,2 Prozent teurer als im Jahr zuvor, alle anderen wurden etwas billiger. Seit Januar 2021 beobachten die Statistiker allerdings wieder anziehende Preise für Spirituosen.
Beim Tabak stieg der versteuerte Absatz sämtlicher Produktgruppen hingegen an – mit Ausnahme von Zigaretten. Der Wert der versteuerten Tabakwaren kletterte um fünf Prozent auf 28,8 Milliarden Euro, obwohl die Zahl der versteuerten Zigaretten um 1,1 Prozent auf 73,8 Milliarden Stück zurückging.
Trotz kräftiger Preissteigerungen wurde entgegen dem langjährigen Trend deutlich mehr Feinschnitt-Tabak versteuert. Die Statistiker vermuten, dass selbst gedrehte Zigaretten vielen Rauchern als Ersatz für die im Lockdown nur schwer erhältlichen Zigaretten aus dem Ausland dienten. Diese preisgünstigeren Zigaretten werden ebenso wie Schmuggelware nicht von der deutschen Steuerstatistik erfasst. Erneut gab es zudem hohe Zuwachsraten von 44,3 Prozent beim Pfeifentabak, der auch Füllungen für Wasserpfeifen und Produkte für Tabakerhitzer enthält.
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(rt/dpa)