Der Youtube-Kanal "It’s AumSum Time", der als Kanal zur Kinderbildung positioniert wird, sorgt mit unverblümter Panegyrik und Propaganda für Aufregung bei Internetnutzern. In einem bizarren Video mit dem Titel "What if Bill Gates Disappeared?" (dt.: "Was, wenn Bill Gates verschwindet?") und den Hashtags #kids, #children und #education wird gewarnt, dass, wenn Gates verschwinden würde, "ein hoch angesehener Milliardär von vielen vermisst werden würde".
Die im Januar veröffentlichte Animation, die erst in den letzten Tagen an Aufmerksamkeit gewonnen hat, zeigt zwei Zeichentrickmänner, die als "Clean Energy" (dt.: Saubere Energie) und "Doctors Association" (dt.: Ärztliche Vereinigung; möglicherweise ist die World Doctors Association gemeint) vorgestellt werden. Diese weinen, als der Cartoon-Gates, der ihnen zuvor ein Geldbündel nach dem anderen gab, auf einmal verschwindet.
Die Bill & Melinda Gates Foundation, heißt es im "pädagogischen" Video weiter, sei die "größte private Wohltätigkeitsstiftung weltweit", sodass bei einem Verschwinden von Bill Gates "die Philanthropie einen großen Schlag erleiden würde"." Zudem könnten in einem solchen Falle auch andere Milliardäre aufhören, Geld für wohltätige Zwecke zu spenden.
Gates' Verschwinden könnte auch dazu führen, dass die "Bemühungen um den Klimaschutz" einen "Rückschlag" erleiden, und "fossile Brennstoffe könnten ein Comeback erleben", führt der Sprecher im Video weiter aus. Er schließt dann düster, dass Warren Buffett, der berühmte US-amerikanische Investor und Milliardärskollege, "seinen besten Freund schmerzlich vermissen" würde. Ein Cartoon-Buffett ist zu sehen, der auf einer Bank sitzt und schluchzt.
Das seltsame Video erschien auf dem auf Kinder ausgerichteten Kanal "It's AumSum Time" – früher bekannt als "Smart Learning for All" –, der über zwei Millionen Abonnenten und fast 600 Millionen Gesamtaufrufe angehäuft hat. Laut LinkedIn hat der Kanal seinen Sitz in Indien und wurde von einem gewissen Chinmay Shah gegründet.
Der Youtube-Kanal wartet mit weiteren, ebenso bizarren Kindervideos auf. In "Was wäre, wenn Elon Musk verschwunden wäre?" wird behauptet, das Verschwinden des reichsten Mannes der Welt würde die Welt auf irgendeine Weise "ärmer" machen: Als Folge eines solchen Verschwindens werden Zeichentrickmännchen auf der ganzen Welt vor leeren Tellern gezeigt. Bei Verschwinden des SpaceX- und Tesla-Gründers, so das Video weiter, würde dieser auch "von seinen Millionen von Anhängern weltweit schmerzlich vermisst werden".
Nicht weniger "interessant" sind auch die Standpunkte, die in Bezug auf internationale Politik in den Videos auf dem "It's AumSum Time"-Kanal vertreten werden: In einem weiteren Video aus dieser "Verschwinde"-Serie wird theoretisiert "Was, wenn Russland verschwunden wäre?" – der Erzähler behauptet, dass "wenn Russland weg wäre, der Frieden endlich eine Chance bekommen könnte".
Argumentiert wird dies damit, dass Russland der zweitgrößte Waffenexporteur der Welt ist, ohne diese Tatsache in irgendeinen weiteren Kontext zu setzen. Ähnlich wird erklärt, dass bei plötzlichem Verschwinden Russlands als eine der beiden größten Nuklearmächte die Angst vor einem Atomkrieg abnehmen würde – unter Missachtung der Tatsache, dass die verbleibende Nuklearsupermacht, die USA, als einzige jemals Atomwaffen zu Kriegszwecken einsetzte.
Mehr noch, in dem Video, das den USA gewidmet ist, fehlt nicht nur ein solcher Hinweis, sondern auf das US-Atomwaffenarsenal wird überhaupt nicht Bezug genommen. Immerhin wird ähnlich wie in Russlands Fall die Hoffnung auf eine mögliche Abnahme von Kriegen geäußert und ein Zusammenhang zwischen Rüstungsexport und Kriegen auf der Welt angedeutet – wenn auch der weltweit größte US-Rüstungsexport ebenfalls in keinerlei Kontext gesetzt wird.
Ähnlich wird in Bezug auf einen wegfallenden Export russischer Energieträger positiv mit steigenden Anteilen nachhaltiger Energie an der Energiebilanz der Welt argumentiert – und negativ bezüglich des Wegfalls der US-Wirtschaft oder etwa der filmischen Produkte Hollywoods. Als negative Folge bezüglich eines Verschwindens der USA wird zudem das Verschwinden einer großen Anzahl von Milliardären angeführt.
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