Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Richtlinien zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes erneuert und ausgeweitet. Sie empfiehlt jetzt auch das Tragen von Masken in der eigenen Wohnung – wenn ausreichende Belüftung oder Sicherheitsabstand zu Nicht-Haushaltsmitgliedern nicht gewährleistet werden können. Gleichzeitig gibt sie an, dass es bislang keine Evidenz gebe für den Schutz vor einer Corona-Ansteckung durch das Tragen von Masken.
Am 1. Dezember veröffentlichte die WHO ihre überarbeiteten Richtlinien "Mask use in the context of COVID-19". Darin gibt sie Empfehlungen ab, welche Personen Masken tragen sollten, an welchen Orten sie zu tragen sind, wie die Masken beschaffen sein sollen und wie der richtige Umgang damit aussieht. Zusätzlich werden Nutzen und Folgen des Maskentragens diskutiert.
Abgesehen vom medizinischen und krankenpflegerischen Bereich, wo die WHO dringend das Tragen von FFP2- oder FFP3-Masken rät, spricht die Organisation sich für ein generelles Tragen von nicht medizinischen Mund-Nasen-Schutz unter folgenden Bedingungen aus:
- In geschlossenen Räumen des öffentlichen Bereichs, wenn die Belüftung nicht ausreichend ist.
- In geschlossenen Räumen des öffentlichen Bereichs, bei adäquater Belüftung, wenn ein Sicherheitsabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann.
- Im privaten Haushalt, wenn haushaltsfremder Besuch anwesend ist und die Belüftung nicht ausreichend ist.
- Im privaten Haushalt, wenn haushaltsfremder Besuch anwesend und trotz adäquater Belüftung ein Sicherheitsabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann.
- Unter freiem Himmel, wenn ein Sicherheitsabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann.
Generell empfiehlt die WHO allen Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko (über 60 Jahre alt, Diabetes-Patienten, Vorerkrankungen am Herzen und an der Lunge, mit Krebs oder mit einer Immunschwäche) das Tragen von Masken beim Kontakt mit haushaltsfremden Personen.
Dabei sei eine bestimmte Handhabung der Masken ratsam:
- Handhygiene vor dem Anlegen der Maske
- Untersuchung der Maske auf Löcher oder Beschädigungen
- Sorgfältiges Anlegen der Maske
- Vermeiden von Berührungen mit der Hand während des Tragens
- Kein Absetzen zwischendurch
- Die Maske nicht zum Hals herabziehen oder am Arm befestigen
- Ersetzen der Maske, wenn diese feucht wird
- Kein Wiederverwenden der Maske
Auch in Schulen solle das Maskentragen obligatorisch sein. Kinder unter fünf Jahren klammert die WHO aus. Kinder zwischen fünf und 11 Jahren sollen Masken tragen – aber unter Aufsicht von Erwachsenen. Bei über 11-jährigen Kindern sollten die gleichen Regeln gelten wie für Erwachsenen.
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Fehlende Evidenz und negative Folgen des Maskentragens
Die WHO räumt ein, dass es derzeit keine gesicherte Evidenz gebe, dass das Tragen von Mund-Nasen-Masken tatsächlich einer Corona-Infektion vorbeuge – mit dem Hinweis auf eine groß-angelegte Studie aus Dänemark. In dieser ergab eine Untersuchung von 4.862 Teilnehmern, dass das Tragen einer Maske keinen maßgeblichen Einfluss hatte auf eine Infektion. Laut WHO gibt es aber eine Reihe kleiner Studien, die eine leichte Schutzfunktion der Masken festgestellt haben. Sie führt den medizinischen und sozialen Nutzen einer Mund-Nasen-Bedeckung auf:
- Reduzierte Verbreitung von Atempartikeln – darunter auch Viren
- Reduktion der Stigmatisierung von Masken (wenn nur erkrankte Personen diese Tragen)
- Größere Akzeptanz der Masken in der Öffentlichkeit
- Menschen das Gefühl geben, sie könnten beim Aufhalten der Pandemie mitwirken
- Förderung der Infektionsprävention etwa durch Vermeidung von Handkontakten an Mund oder Nase
- Reduzierung der Verbreitung anderer Krankheiten wie Influenza und Tuberkulose
Es werden aber auch die negativen Folgen des Tragens von Mund-Nasen-Bedeckungen aufgelistet:
- Folgebeschwerden wie Kopfschmerzen oder Atemschwierigkeiten
- Unwohlsein
- Entwicklung von Hautirritationen im Gesicht, Verschlimmerung von Akne
- Schwierigkeiten in der Kommunikation, insbesondere für gehörlose Menschen, die auf Lippenlesen angewiesen sind
- Ein falsches Gefühl der Sicherheit gegenüber der Infektion
- Unverständnis gegenüber dem Maskentragen besonders bei jungen Kindern
- Zunahme von Müll und Umweltverschmutzung durch fehlerhafte Entsorgung
- Benachteiligung von Kindern, Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, chronischen Lungenerkrankungen, Gesichtstraumata
- Schwierigkeiten beim Tragen in feuchten oder heißen Klimazonen
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