Rassismusfreie Weihnachten? Gemeinde verbannt Heilige Drei Könige aus Krippe des Ulmer Münsters

Die evangelische Münstergemeinde in Ulm wird die Heiligen Drei Könige im Advent 2020 aus ihrer Weihnachtskrippe entfernen. Damit reagiert sie auf die Rassismusdebatte in Deutschland. Vor allem die stark übertriebene Darstellung Melchiors sei problematisch.

Die Krippe, geschaffen von Martin Scheible in den Zwanzigerjahren, wird dieses Jahr ohne Kaspar, Balthasar und Melchior aufgestellt. Laut dem Dekan Ernst-Wilhelm Gohl ist die aus heutiger Sicht stark klischeebehaftete Darstellung der Figuren, die rassistische Stereotypen bedient, problematisch. In einer Pressemitteilung des Dekanatamtes Ulm heißt es:

Selbstverständlich gehört in der kirchlichen Tradition ein schwarzer König an die Krippe. Dieser Punkt war nie strittig. Problematisch ist die Art der Darstellung des schwarzen Königs. Er ist mit einer Fratze, wulstigen Lippen, einer grotesken Körperhaltung sowie unschönen Beinen abgebildet.

Dies könne und wolle die Gemeinde so nicht stehen lassen. Stattdessen soll in diesem Jahr die Weihnachtsgeschichte nach Lukas erzählt werden, in der die Heiligen Drei Könige nicht vorkommen. Mit der Entscheidung möchte die Gemeinde auch einer möglichen Debatte während der Feiertage vorgreifen. Eine endgültige Entscheidung zum Umgang mit der Figur des Melchior wolle die Gemeinde "in aller Ruhe" im neuen Jahr treffen, so Gohl. 

Der Dekan betonte in der Pressemitteilung, dass die Debatte um die Krippe "ein Nebenschauplatz" sei. Wirklich wichtig sei vor allem die Bekämpfung des Rassismus im Alltag. Rassistische Vorfälle gäbe es auch in Ulm. So würden Mitarbeiter in Pflegheimen mit schwarzer Hautfarbe von Patienten und Angehörigen abgelehnt. Menschen mit Migrationshintergrund hätten es schwerer, eine Wohnung zu mieten.

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