Litauen: Jüdische Gemeinde schließt nach rechtsradikalen Drohungen einzige Synagoge in Vilnius

Die Jüdische Gemeinde Litauens (LJC) hat angesichts zahlreicher Drohungen aus der rechten Szene beschlossen, die Choral-Synagoge in Vilnius vorerst zu schließen. Sie war die einzige nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten gebliebene und noch genutzte Synagoge der Stadt.

NACHTRAG:Nach kurzer Schließung entschied sich das LJC für die Wiedereröffnung der Synagoge und dem jüdischen Zentrum, nachdem sich der litauische Ministerpräsident Saulius Svernelis am Mittwoch diesem Fall angenommen und jegliche Form von "ethnischem Hass" verurteilt hatte. 

Das historische jüdische Gotteshaus samt einem jüdischen Zentrum würden für "unbestimmte Zeit" schließen, gab die LJC auf ihrer offiziellen Webseite bekannt. Ihre Entscheidung begründete sie mit einer Welle von "Drohanrufen und -briefen", die "in den vergangenen Tagen" eingetroffen seien.    

Der Vorfall heizte die aktuell ohnehin verstärkte öffentliche Debatte über die Verherrlichung der Nazi-Kollaborateure in Litauen noch weiter an.

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Zuvor hatten die Behörden der litauischen Hauptstadt für Empörung seitens der Rechten und bei Nationalisten gesorgt, als sie eine Gedenktafel zu Ehren eines Nazi-Kollaborateurs am Eingang der Litauischen Akademie der Wissenschaften entfernen ließen. Darüber hinaus ließ die Verwaltung von Vilnius in der vergangenen Woche auch eine Straße umbenennen, die zwischenzeitlich nach einem Kriegsdiplomaten und Verbündeten Hitlers benannt war.

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