Obwohl es rechtlich keine Möglichkeit gibt, die Tätigkeiten von TeenSTAR zu verbieten, sollen alle sexualpädagogischen Vereine ab dem Schuljahr 2020/2021 ein Akkreditierungsverfahren durchlaufen, um an Schulen tätig sein zu können, bestätigte das Bildungsministerium der Wiener Zeitung Falter. Demnach sollen Vereine ihre Lehrpläne vorlegen und eine altersangepasste Methodik begründen können. Der SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner sieht einen Erfolg im Verbot der TeenSTAR-Workshops.
Auch wenn es Monate gedauert hat: Die Ankündigung Faßmanns ist ein Sieg der Vernunft und ein Erfolg des Widerstands von Zivilgesellschaft, NGOs und Politik, die seit Sommer 2018 nicht locker gelassen haben", so Lindner.
Sich selbst beschreibt TeenSTAR als "pädagogisches Programm für junge Menschen zwischen sechs und 18 Jahren, das auf die vielen Fragen von Mädchen und Burschen zu den Themen Freundschaft, Liebe, Fruchtbarkeit und Sexualität eingeht". Zu den Themenkreisen gehören unter anderem der Körper, die Anatomie der Geschlechtsorgane, Fruchtbarkeit von Mann und Frau, Schwangerschaft, Geschlechtskrankheiten und sexuelle Identität.
Der Verein wurde Anfang der 1980er Jahre von der gebürtigen Österreicherin Hanna Klaus gegründet. TeenSTAR, der in über 20 Ländern, darunter auch in Deutschland tätig ist, war in Österreich im Mittelpunkt heftiger Diskussionen und wurde bereits seit Sommer 2018 geprüft. Heute ist außerdem bekannt geworden, dass der Verein von der österreichischen Bischofskonferenz jährliche Zuschüsse in Höhe von 25.000 Euro erhält. Darüber schreibt Die Presse.
Die Unterrichtsunterlagen wurden für problematische Inhalte kritisiert und dafür, dass sie in die Intimsphäre der Jugendlichen eingreifen. So wurde den Schülern unter anderem beigebracht, dass Tampons und Masturbation schädlich und Homosexualität heilbar seien. Als Verhütungsmethode wird den Mädchen vorgeschlagen, die Tage nach der Menstruation zu zählen. Wie es auf der offiziellen Webseite des Vereins jedoch heißt, werde keine konkrete Verhütungsmethode empfohlen. Jeder Kursteilnehmer solle sich selbst für eine Methode entscheiden und die Verantwortung dafür übernehmen. Wie TeenSTAR betont, erfolge die Teilnahme an seinen Workshops nach einem Elternabend und der schriftlichen Einwilligung der Erziehungsberechtigten. Sie sei für Eltern und Jugendliche außerdem freiwillig.
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Die Meinungen der Eltern sind laut Medienberichten unterschiedlich: Einerseits seien im Bildungsministerium vermehrt Beschwerden über TeenSTAR eingereicht worden, andererseits behaupten die TeenSTAR-Kursleiter, positives Feedback von Jugendlichen und ihren Eltern erhalten zu haben. Der Verein zeigte sich nach der Entscheidung Faßmanns verwundert – unter anderem, weil es zwischen dem Verein und Faßmann kein persönliches Gespräch gegeben habe.