Tschechischer Präsident wendet sich gegen Stationierung von US-Raketen

Der tschechische Präsident Miloš Zeman hat sich gegen die Stationierung von US-Raketen in seinem Land ausgesprochen. Dafür sehe er "absolut keine Argumente", sagte der 74-Jährige am Donnerstagabend in einer wöchentlichen Interview-Sendung im "TV Barrandov".

Kurz vor der jüngst stattgefundenen Nahost-Konferenz in Polen wurde bekannt, dass Warschau 20 US-Raketenwerfer des Typs HIMARS im Wert von umgerechnet 370 Millionen Euro von den USA kauft. Diese werden mit nicht-atomaren ATACMS-Kurzstreckenraketen ausgerüstet und haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Bis 2023 sollen sie samt Munition nach Polen geliefert werden. 

Mit dem Kauf stärke Polen nicht nur seine eigenen Vetrteidigungskapazitäten, sondern auch die Sicherheit "in unserem Teil Europas an der NATO-Ostflanke", sagte der polnische Präsident Andrzej Duda bei der Unterzeichnung des Rüstungsabkommens auf dem Gelände der Ersten Basis der Transportluftflotte in Warschau.

Im März vergangenen Jahres hatte Polen für umgerechnet 4,19 Milliarden Euro auch eine Raketenabwehrwaffe vom Typ Patriot in den USA bestellt. 

Keine Argumente für Stationierung in Tschechien

Der Moderator fragte den tschechischen Staatschef, wie er auf den möglichen Vorschlag der Amerikaner reagieren würde, Raketen in Tschechien zu stationieren. Der Journalist verwies darauf, dass das Nachbarland Polen eine solche Möglichkeit geäußert habe.

Man müsse dafür Verständnis zeigen. "Die Polen haben mit Russland eine langjährige negative historische Erfahrung", sagte Miloš Zeman dem privaten Sender TV Barrandov. "Manchmal sieht es wie eine Phobie aus, würde ich sagen", ergänzte der tschechische Staatschef.

In Tschechiens Fall sehe ich absolut keine Argumente dafür", so Zeman.

Die Lage in der Welt sei in letzter Zeit noch weniger sicher als zuvor. Neben dem Handelskrieg zwischen den USA und China gebe es nun auch einen zwischen Washington und der EU.

Zuerst die USA und dann Russland hatten vor kurzem ihren Rückzug aus dem INF-Vertrag angekündigt. Die Vereinbarung verbietet landgestützte atomare Mittelstreckenwaffen mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern. Vor knapp zehn Jahren hatte der damalige US-Präsident Barack Obama Pläne für eine konventionelle Raketenabwehr in Tschechien und Polen gestoppt.

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