Neuer Versuch: Erdoğan fordert Aufklärung des Mordes an Jamal Kashoggi

Der türkische Präsident Erdoğan wiederholt die Forderung nach einer Aufklärung des Mordes an dem saudischen Journalisten Jamal Kashoggi in Istanbul. Dieser galt als Kritiker des Königshauses. Von den USA erwartet Erdogan eine kritischere Position gegenüber Saudi-Arabien.

Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wurde der Mord an dem Journalisten Jamal Kashoggi von oberster Stelle in der saudischen Regierung durchgeführt. Aus Angst vor dem Königshaus lebte Kashoggi in den USA. Er galt als Kritiker der saudischen Führung und war Mitglied der Muslimbruderschaft, mit engen Verbindungen zur Türkei. Im saudischen Konsulat von Istanbul wollte er am 2. Oktober 2018 Papiere für seine Scheidung abholen. Seine Verlobte soll draußen gewartet haben. Ihr hatte er mitgeteilt, an wen sie sich wenden sollte, falls ihm etwas passieren würde. Erdogan ist der Ansicht, dass der Mord von 22 Personen in Auftrag gegeben wurde, 15 davon reisten in zwei Privatflugzeugen nach Istanbul.

Saudi-Arabien bestätigte schließlich, dass Kashoggi im Konsulat ermordet worden ist. Der Körper wurde zerstückelt. 

In einem Interview erklärte der türkische Präsident

Ich verstehe das Schweigen Amerikas (USA) nicht, wenn sich so ein furchtbarer Angriff zugetragen hat, sogar nachdem Mitglieder der CIA sich die Aufnahmen anhörten, die wir bereitstellten. Wir wollen alles aufgeklärt sehen, weil es eine Gräueltat – weil es Mord ist. 

Die 22 Personen sollen sich in Saudi-Arabien in Haft befinden. Einige, so Erdoğan, könnten ermordet worden sein. "Sie könnten Opfer von Verkehrsunfällen sein. Weil das System dort sehr seltsam arbeitet." In Riad begann im Januar der Prozess gegen elf Gefangene. Fünf von ihnen droht die Todesstrafe.

Die Türkei hatte der CIA-Direktorin Gina Haspel, Deutschland, Frankreich und Großbritannien Audioaufzeichnungen von Kashoggis letzten Lebensmomenten zur Verfügung gestellt. US-Geheimdienstler gehen davon aus, dass Prinz Mohammed bin Salman (MBS) den Mord in Auftrag gab. Der US-Präsident Donald Trump dementierte, dass es hier eine direkte Verbindung gibt. Davon überzeugt hatte ihn auch ein Telefongespräch mit dem Prinzen. Der Mord führte zu Diskussionen über Waffenlieferungen an Saudi-Arabien und die arabisch geführte Koalition im Jemen-Krieg.