Britische Antiterrorbehörde warnt vor Chemiewaffenanschlag durch den IS

Nachdem der britische Generalstabschef Mark Carleton-Smith erst vor wenigen Tagen meinte, von Terroristen der Al-Qaida und des IS gehe keine Gefahr mehr für das Königreich aus, warnt die Antiterrorbehörde nun vor einem Chlorgas-Angriff durch Dschihadisten.

Die Zeit der Sicherheit für die britische Bevölkerung währte nur kurz. Noch Ende November verkündete Generalstabschef Mark Carleton-Smith das Ende einer Ära. "Die physische Manifestation der islamistischen Bedrohung" für die Menschen in Großbritannien sei "durch die komplette Zerstörung der Geografie des sogenannten Kalifats vermindert", hieß es da noch. Russland sieht der Generalstab der britischen Streitkräfte neuerdings als einen Ersatz für die "islamistische Bedrohung", weil es ganz "eindeutig" eine größere Gefahr darstelle.

Nun riss die königliche Antiterrorbehörde die Briten jäh aus der wiedererlangten Sicherheit und warnte sie vor einem möglichen Chemiewaffenanschlag durch den IS oder einen seiner zahlreichen Sympathisanten. Sie hätten "Gespräche" zwischen hochrangigen IS-Mitgliedern in von ihnen kontrolliertem Gebiet in Syrien abgehört und daraus eine potenzielle Gefahr durch einen Clorgasangriff in Großbritannien geschlossen. Solch ein Angriff sei "eher wahrscheinlicher als unwahrscheinlich", hieß es dazu aus dem Joint Terrorism Analysis Centre (JTAC).

Laut dem britischen Chemiewaffenexperten Hamish de Bretton-Gordon haben Dschihadisten des sogenannten Islamischen Staats die für die Herstellung solcher Chemiewaffen benötigte Expertise:

Diese Taktiken waren für den IS im syrischen Kriegsgebiet auf morbide Weise erfolgreich, während der Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok in Salisbury gezeigt hat, dass nur eine winzige Menge einer Chemikalie eine sehr große Wirkung haben kann.

Damit nahm der Experte und langjährige Militär Bretton-Gordon vorweg, was noch kommen sollte. Denn um den Spagat zwischen der Aussage des Generalstabchefs Carleton-Smith und der Warnung der Behörde zu schaffen, spinnt entweder die Daily Mail oder das JTAC, das geht aus dem Bericht nicht deutlich hervor, eine Verbindung zwischen dem IS und Russland zusammen:

Die Terrorgruppe wurde von der Vergiftung des ehemaligen KGB-Agenten Sergei Skripal und seiner Tochter Julia durch russische Agenten im März inspiriert.

Vor der Vergiftung der Skripals bezifferte das JTAC die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags mit Chemiewaffen in Großbritannien auf 25 Prozent. Seitdem sei die Wahrscheinlichkeit auf über 50 Prozent gestiegen. Auch Sicherheitsminister Ben Wallace meinte nun, dass er "immer wieder" davor gewarnt habe, dass ein "chemischer Angriff" im Königkreich "wahrscheinlicher wird".

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