Spionageskandal: Russisches Außenamt legt beim österreichischen Botschafter Protest ein

Moskau hat bei Österreichs Botschafter im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen Protest eingelegt, teilte das russische Außenministerium in einer Presseerklärung mit. Vor allem der Verzicht auf diplomatische Kanäle und bislang fehlende Beweise werden kritisiert.

Es sei verwunderlich, warum die österreichischen Partner ihren Verdacht nicht im direkten Dialog besprechen, sondern dies über öffentliche Kanäle tun, steht in der Erklärung des Außenamtes. Diese Methode sei leider für viele westliche Staaten zur Gewohnheit geworden – wenn eine Sensation per Einwurf in den Medien geschaffen werde, und wir uns sofort erklären müssten. Dies sei unakzeptabel.

Die Vorwürfe seien nur auf Verdacht begründet, für die es keine Beweise gebe, steht weiter in der Erklärung. Das hätte zu einem Zerwürfnis in den zuvor sehr positiv sich entwickelnden Beziehungen zwischen Moskau und Wien geführt.

Skandal in Wien

Heute wurde die Festnahme eines ehemaligen Obersten des österreichischen Bundesheers bekannt. Er soll während seiner aktiven Zeit rund 20 Jahre lang für Russland spioniert haben.

Österreichische Medien berichten, dass er Daten über österreichische Luftwaffen, Artilleriesysteme, die Migrationskrise sowie detaillierte Informationen über hochrangige Militärs gesammelt haben soll. Alle zwei Wochen habe er einen Mann namens "Juri" kontaktiert, hieß es weiter. Dem Verdächtigten drohen bis zu zehn Jahre Haft.  

Mehr zum Thema - Russland: Lawrow "unangenehm überrascht" über die Spionagevorwürfe Österreichs

Der Verteidigungsminister Österreichs Mario Kunasek erklärte, dass die Gegenaufklärung die Informationen in dieser Sache vom einem "befreundeten Dienst" vor einigen Wochen erhalten habe. Medien zufolge handelt es sich um deutsche Geheimdienste. Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz forderte von Moskau "transparente Informationen" und erklärte, dass Wies die Situation mit seinen europäischen Partnern besprechen werde. Die österreichische Außenministerin Karin Kneissl sagte ihren Dezember-Besuch in Moskau ab.   

Der russische Außenminister Sergei Lawrow erklärte, er sei "unangenehm überrascht" worden und beschwerte sich über die Methoden der "Megaphon-Diplomatie" bei den "westlichen Partnern" Moskaus. Diese seien zu Regeln geworden, so Lawrow.

Spionageforscher: Mindestens 7.000 Spione in Wien

Österreichische Medien zählen derweil die bekanntesten Spionagefälle in Wien auf. Wien spielt seit jeher eine gewichtige Rolle in der Welt von Geheimdiensten, schreibt  die Presse. Gründe dafür sind die offizielle Neutralität der Republik und die geografische Lage im Herzen Europas. Außerdem haben hier etliche internationale Organisationen ihren Sitz. Das schaffe Möglichkeiten, die Wien zu einem "Umschlagplatz für nachrichtendienstliche Informationen" machen, wie Österreichs Verfassungsschutz 2011 in einem Bericht festhielt. Der Grazer Spionageforscher Siegfried Beer schätzt die Zahl der in Wien tätigen Spione im Jahr 2014 auf zumindest 7.000.