Tory-Parteitag: Die Gegner von Theresa Mays Brexit-Plänen formieren sich

Großbritanniens Ex-Außenminister Boris Johnsons findet unter den Tories immer mehr Zuspruch für seine Brexit-Pläne. Premierministerin Theresa May gerät immer stärker unter Druck. Am Sonntag begann der Parteitag der Konservativen. May rief zur Einigkeit der Partei auf.  

Die britische Wirtschaft leidet schon heute unter dem Brexit. Eine Forschergruppe des "Center for European Reform" errechnete, dass die wöchentlichen Kosten des Brexit bei 560 Millionen Euro liegen. Zudem sank die britische Wirtschaftskraft seit Juli 2016 um 2,5 Prozent. Am 29. März 2019 wird Großbritannien die EU verlassen. Theresa May will auch in den nächsten Jahren Regierungschefin bleiben. Ihre politische Zukunft und ihre Brexit-Vorstellungen wurden zu Beginn des Parteitags der Konservativen am Sonntag in Birmingham durch ihren Rivalen Boris Johnson gefährdet.

Von ihrer Partei erwartet sie Geschlossenheit beim Streit-Thema Brexit:

Meine Botschaft an meine Partei ist, lasst uns zusammenkommen und das beste Abkommen für Großbritannien erzielen.

Theresa May steht für den "Chequers-Plan". Dieser beinhaltet eine Freihandelszone mit der EU und eine Anlehnung an EU-Regeln. Dadurch sollen Grenzkontrollen zwischen Großbritannien und der EU verhindert werden. Der Sunday Times sagte sie: 

Wir respektieren die Entscheidung, die die Briten getroffen haben: die EU zu verlassen, die Kontrolle über unser Geld, unsere Gesetze und unsere Grenzen zurück zu erlangen. 

May erntet Kritik aus den eigenen Reihen 

Zu diesen Plänen sagt der ehemalige Außenminister Boris Johnson: 

Die Idee, dass wir Zollbeamte in Dubrovnik und Santander bitten könnten, rein britische Zölle zu erheben, ist geistesgestört, und niemand denkt, dass es funktionieren kann. 

Im Vergleich zu Theresa May habe er für den Brexit gestimmt: 

Anders als die Premierministerin habe ich dafür gekämpft, daran geglaubt, ich denke, es ist die richtige Sache für unser Land und ich denke, dass was gerade passiert, ist – leider – nicht was den Leuten in 2016 versprochen wurde. 

David Davis, früherer Brexit-Minister, kritisiert die Pläne Theresa Mays ebenfalls als "einfach falsch". Er jedoch glaubt an eine hohe Chance, mit der EU doch noch ein Abkommen zu erzielen. Ihren Kritikern wirft May vor, sie würden die britische Zukunft verspielen. Sie kündigte an, gegen Ausländer vorzugehen, die in Großbritannien Immobilien kaufen.  

Der britische Handelsminister Liam Fox ist sich gewiss, dass die Ära Theresa Mays im Mai nächsten Jahres aus ihrem eigenen Wunsch heraus enden wird. Gleichzeitig warnte er May, sie müsse mehr Mut und Optimismus im Bezug auf den EU-Austritt an den Tag legen. Berichte der Sunday Times, wonach May Neuwahlen im November erwäge, dementierte die Partei. 

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