Live-Ticker zur Wahl in Schweden: Prognosen, Ergebnisse und Kommentare

Schweden steht vor einer historischen Wahl. Im einstigen Herzland der Sozialdemokratie stehen die Schwedendemokraten, die ihren Ursprung im Neonazi-Milieu haben, kurz davor zur zentralen politischen Kraft zu werden. RT berichtet im Live-Ticker über den Ausgang der Wahl.

Weltweit galt Schweden einst als Sinnbild für den Sozialstaat und eine Gesellschaft der Chancengleichheit. Doch diese Zeiten sind spätestens seit den 2000er Jahren vorbei. Mittlerweile ist beispielsweise die sogenannte Lohnspreizung in Schweden weit stärker ausgeprägt als in den meisten anderen OECD-Staaten. Die Parteienlandschaft steht vor einem Umbruch.

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Fast 7,5 Millionen Schweden können bis 20.00 Uhr ihre Stimme abgeben. Traditionell ist die Wahlbeteiligung hoch, 2014 lag sie bei mehr als 85 Prozent. Rund 2,7 Millionen Schweden warteten nicht bis zum eigentlichen Wahlsonntag, sondern stimmten bereits vorher ab, wie die Wahlbehörde am Sonntag mitteilte.

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10.09.2018 00:10 Uhr

Stimmen sind ausgezählt

Stimmen sind ausgezählt

Mit Stand von 00:10 Uhr sind 5.894 von 6.004 Wahllokalen ausgezählt. RT Deutsch beendet den Live-Ticker und nimmt ab 7:00 Uhr die Berichterstattung zum Wahlausgang in Schweden wieder auf. Die bisherigen Ergebnisse scheinen sich zu verfestigen.

9.09.2018 23:19 Uhr

Sitzverteilung im schwedischen Parlament nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen:

Die derzeitige Rot-Grüne Koalition kommt auf 143 Sitze ebenso das Mitte-Rechts Lager. Die Schwedendemokraten würden zum jetzigen Zeitpunkt 63 Sitze erhalten. 

Stand nach Auszählung von 85 Prozent der Stimmen: 

Auf der Seite der schwedischen Wahlkommission kann die laufende Auszählung mitverfolgt werden.

Mittlerweile sind 2/3 der Stimmen ausgezählt. Die Sozialdemokraten erreichen das schlechteste Ergebnis in mehr als 100 Jahren. Derzeit deutet alles auf ein Patt der traditionellen politischen Lager hin:

Mitte-Links: 40,6 Prozent

Mitte-Rechts: 40,2 Prozent

Schwedendemokraten: 17,7 Prozent

Ein Drittel der Stimmzettel ist bisher ausgezählt. Die Prognosen scheinen sich zu bestätigen. Zittern müssen noch die Grünen. Scheitern sie an der 4 Prozenthürde, wäre jegliche linke Koalitionsbildung ausgeschlossen.

Die Webseite der schwedischen Wahlkommission ist zusammengebrochen. Auszählung und Registrierung der Wahlzettel soll dadurch nicht beeinträchtigt sein.

Jetzt geht es erstmal an das Auszählen der Stimmzettel. Weitere Prognosen wird es nicht mehr geben. Ein erstes vorläufiges Ergebnis wird zwischen 23 und 24 Uhr erwartet.

Damit setzt sich auch in Schweden der Rechtsruck fort, der seit der Flüchtlingskrise 2015 fast alle Wahlen in Europa geprägt hat. Erneut wurden vor allem die Sozialdemokraten abgestraft, ähnlich wie vor einem Jahr in Deutschland und wie in Italien und Österreich. In nur noch 6 der 28 EU-Staaten führten zuletzt klassische Mitte-links-Parteien die Regierung: in Rumänien, Portugal, der Slowakei, in Malta, Spanien - und eben in Schweden. Nun muss die Partei, die Westeuropa geprägt hat wie kaum eine andere, auch in ihrem Vorzeigeland große Verluste einstecken.

Beobachter verweisen allerdings darauf, dass auch 2014 die Wahlprognosen die tatsächlichen Stimmen für die Schwedendemokraten massiv unterschätzten. Anscheinend geben Wähler der Schwedendemokraten seltener ihre Wahl bei anschließenden Befragungen zu.

Die Schwedendemokraten kommen der aktuellsten Prognose zufolge auf 19,2 Prozent - damit machen sie die Regierungsbildung extrem schwierig: Keiner der traditionellen Blöcke will eine Koalition mit der für ihre rechtsextremistischen Wurzeln und strenge Einwanderungspolitik kritisierten Partei eingehen.

Die Sozialdemokraten sind bei der Parlamentswahl in Schweden einer Katastrophe zwar entgangen, haben aber deutlich an die Rechtspopulisten verloren. Die Partei von Regierungschef Stefan Löfven wurde am Sonntag erneut stärkste Kraft, das rot-grüne Lager kommt laut einer ersten Prognose nach Schließung der Wahllokale aber nicht auf eine stabile Regierungsmehrheit. Die einwanderungskritischen Schwedendemokraten dagegen fuhren demnach das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein und wurden zweitstärkste Partei. Die Regierungsbildung dürfte enorm schwierig werden.

Die großen Gewinner waren die kleineren Parteien: Insbesondere die ex-kommunistische Linke, die ihre Stimmen auf 9,8 Prozent fast verdoppeln konnte.

Aber es sieht so aus, als wäre es auch eine schlechte Nacht für die beiden großen Mainstream-Parteien, die Mitte-Links-Sozialdemokraten und die Mitte-Rechts-Moderaten. Sie sanken auf 25,4 Prozent, den schlechtesten Wert seit 1908, bzw. 18,4 Prozent.

Die Austrittsbefragung vor den Wahllokalen durch TV4, wenn sie sich als richtig erweist, sieht für die schwedischen Demokraten zutiefst enttäuschend aus, die voraussichtlich nur 16,3 Prozent der Stimmen gewinnen werden, nur 3,4 Prozent mehr als ihr Ergebnis von 2014 und weit unter den mehr als 25 Prozent der Umfragen.

Eine erste Prognose zur Reichstagswahl wird kurz nach Schließung der Wahllokale gegen 20 Uhr erwartet, ein vorläufiges Ergebnis gegen Mitternacht. Bis die neue Regierung feststeht, wird es aber voraussichtlich Wochen dauern.

In der letzten Umfragen sah das Meinungsforschungsinstitut Sifo die Sozialdemokraten mit 24,8 Prozent klar vorn. Die Schwedendemokraten kommen demnach als zweitstärkste Kraft auf 17,6, die konservative Moderaterna auf 17,2 Prozent. Allerdings sind die Unterschiede in den Umfragen verschiedener Institute groß, mehrere führen auch die Rechtspopulisten mit 25 Prozent knapp an der Spitze.

Die aktuellsten Umfragen gehen weit auseinander, deuten jedoch an, dass fast jeder fünfte Wahlberechtigte für die einwanderungskritischen Schwedendemokraten stimmen könnte. Regierungschef Löfven betonte bei seiner Stimmabgabe am Vormittag: "Bei dieser Wahl geht es um Anstand." Die Schwedendemokraten nannte er eine "rassistische Partei".

In Schweden hat am Sonntagmorgen die Parlamentswahl begonnen. Rund 7,3 Millionen Wahlberechtigte können bis 20 Uhr ihre Stimme abgeben. Vor der Wahl deutete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen des sozialdemokratischen und des konservativen Blocks an. Umfragen sehen allerdings für keines der beiden Lager eine absolute Mehrheit. Der sozialdemokratische Block von Ministerpräsident Stefan Löfven lag zuletzt knapp vorn.

Eine Schlüsselstellung könnte den rechtspopulistischen Schwedendemokraten zufallen, die Umfragen zufolge wohl das beste Ergebnis ihrer Geschichte einfahren werden. Zwar will keines der beiden Bündnisse direkt mit den Rechtspopulisten zusammenarbeiten, sie könnten bei Abstimmungen im Parlament später aber der einflussreiche Mehrheitsbeschaffer einer Minderheitsregierung werden. Ein vorläufiges Ergebnis wird gegen Mitternacht erwartet.