Griechischer Verteidigungsminister: Wegen NATO durfte unsere Armee nicht helfen

Es klingt unfassbar, ist aber leider wahr: Die Waldbrände, die in der Umgebung von Athen wüteten und mindestens 83 Todesopfer forderten, hätten effektiver bekämpft werden können. Und womöglich würden dadurch einige der umgekommenen Menschen heute noch leben.

Mita liegt wenige Kilometer östlich von Athen und war ein beliebter Badeort, nicht nur für die Hauptstädter. Heute ist der Küstenort völlig zerstört, die "Höllennacht" hat eine Schneise der Vernichtung gezogen. Schaut man sich die Bilder von Mita an, drängt sich einem unweigerlich der Gedanke auf, was diese Menschen in den Stunden des Infernos hier durchmachen mussten. Und ob man denn nicht etwas dagegen hätte unternehmen können. Immerhin sind schwere Waldbrände in Griechenland nichts Neues, und man müsste meinen, dass die Behörden für solche Katastrophen vorbereitet sind.

Aber genau das machen die Menschen der Regierung zum Vorwurf. Sie fühlen sich im Stich gelassen. Bei einem Besuch der Katastrophengebiete, wurde Verteidigungsminister Panagiotis "Panos" Kammenos von Überlebenden mit Vorwürfen konfrontiert. Eine Frau schimpfte:

Sie haben die Menschen ohne Grund verbrennen lassen. Sie haben uns der Gnade Gottes ausgeliefert.

Kammenos gab anschließend dem britischen Sender BBC ein Interview und beschwerte sich darüber, dass viele Häuser in diesem Gebiet illegal gebaut und damit einige Fluchtwege versperrt worden seien. Sowohl der Videoausschnitt des Interviews als auch der BBC-Artikel dazu versuchen das Bild zu vermitteln, dass der Verteidigungsminister die Schuld für das Ausmaß der Katastrophe den Menschen zuschiebe.

Dass der illegale Häuserbau ein Problem darstellt, ist sicherlich nicht zu leugnen. Dieses Problem kennen vermutlich alle Länder in Südosteuropa. Was die BBC aber verschweigt, ist der Teil des Interviews, in dem Kammenos eine politische Bombe platzen lässt. Denn er gibt die (Teil-)Schuld nicht etwa den Bürgern, sondern der NATO!

Der griechische Verteidigungsminister sagte ganz klar:

Die Streitkräfte waren vom ersten Tag an in Bereitschaft. Und wir sind verpflichtet, dem NATO-Plan zu folgen. Es ist uns nicht erlaubt, gleichzeitig mit den Zivilbehörden zusammenzuarbeiten.

Hätten die NATO-Regeln also eine Teilnahme der griechischen Streitkräfte bei der Brandbekämpfung erlaubt, dann hätte man die zivilen Einsatzkräfte besser unterstützen können. Damit sollen nicht etwa Fehler der Lokalbehörden entschuldigt oder unter den Teppich gekehrt werden. Aber es steht außer Frage, dass die griechischen Streitkräfte sowohl bei der Brandbekämpfung als auch bei der Evakuierung der Menschen eine positive Rolle hätten spielen können. Und damit eben auch Menschenleben retten.

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Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass ein NATO-Mitglied bei Brandkatastrophen plötzlich alleine dasteht. Vergangenes Jahr musste Montenegro die gleiche Erfahrung wie Griechenland machen, als insbesondere auf der Halbinsel Luštica ein Waldbrand wütete. Auch damals waren es NATO-Regeln, die einer schnellen Hilfe im Wege standen.