Vereiteltes Attentat auf kontroverse iranische Oppositionsgruppe: Teheran spricht von "False-Flag"

Unter den sechs Verhafteten, die ein Terrorattentat auf die iranische Oppositionsgruppe NCRI geplant haben sollen, befindet sich auch ein iranischer Diplomat. Irans Außenminister spricht von einem "nützlichen False-Flag-Trick" kurz vor dem Rohani-Besuch.

Der iranische Außenminister Dschawad Zarif schrieb auf Twitter nach den Festnahmen: 

Wie gelegen [das kommt]: Jetzt, wo wir uns aufmachen zu einem Präsidentenbesuch nach Europa, wird eine vermeintliche iranische Operation [hochgenommen] und deren "Drahtzieher" verhaftet. Der Iran verurteilt unmissverständlich jedwede Gewalt und Terror, egal wo und ist bereit mit allen zu arbeiten, um aufzudecken, was für ein böser False-Flag-Trick das ist. 

NCRI im Iran als terroristische Vereinigung eingestuft

Am 30. Juni sollte den Angaben der Ermittlungsbehörden zufolge im französischen Villepinte ein Attentat auf Exil-Iraner der Gruppierung NCRI (National Council of Resistance of Iran) verübt werden. An Veranstaltungen dieser Gruppe hatte in der Vergaangenheit unter anderem auch Donald Trumps Anwalt Rudy Giuliani teilgenommen. In den sozialen Medien zeichnet der NCRI mit Sitz in Paris ein Bild von einem Iran, welcher kurz vor dem Kollaps stehe. Für die iranische Regierung stellt der NCRI eine terroristische Vereinigung dar, welche gleichzusetzen sei mit den militanten "Volksmodschahedin" (MEK; People's Mujahedin of Iran).

Der NCRI wurde durch den Leiter des MEK Massoud Rajavi und den ehemaligen Präsidenten des Iran, Abdolhassan Banisadr, gegründet. 1997 wurde der MEK durch das US-Außenministerium als ausländische Terrorgruppe definiert. Im Jahr 2012 wurde diese Einstufung aufgehoben. Im Irak-Krieg, dem Tausende von Iranern zum Opfer fielen und bei dem auch chemische Kampfstoffe gegen die iranische Bevölkerung zum Einsatz kamen, formten MEK/NCRI eine Allianz mit Saddam Hussein. Maryam Rajavi ist die gewählte Präsidentin der Organisation und wird als mögliche Präsidentin des Iran für eine "Übergangszeit" nach einem Sturz der Führung präsentiert. 

Diplomat der österreichischen Vertretung des Iran in Deutschland festgenommen

Geheimdienstinformationen brachten die belgischen Behörden auf die Spur eines in Belgien ansässigen Ehepaares Amir S. und Nasimeh N, bei dem 500 Gramm TATP sowie Zündstoffe gefunden worden seien. Auch ein iranischer Diplomat der österreichischen Vertretung des Iran wurde in Deutschland festgenommen. Weitere Informationen zu dem festgenommenen iranischen Diplomaten gibt es von den Behörden bislang nicht. Der NCRI aber sprach davon, dass unter den Verhafteten Asdollah Assadi sei, "Leiter des Geheimdienstes der Mullahs an der iranischen Botschaft in Wien mit terroristischen Verbindungen nach Deutschland". Zwei weitere Personen wurden für kurze Zeit in Gewahrsam genommen.

Shahin Gobadi, ein Sprecher des NCRI, sagte zu dem vereitelten Attentat: 

Ein Versuch der religiösen Diktatur, die den Iran regiert, ein terroristisches Attentat gegen die große Zusammenkunft des iranischen Widerstandes in Villepinte zu verüben, wurde vereitelt. 

Am Mittwoch trifft der iranische Präsident, Hassan Rohani, nach einem Besuch in der Schweiz in Wien am Sitz der Internationalen Atomaufsichtsenergiebehörde (IAEA) ein. Grund seines Besuchs ist das Nuklearabkommen, welches nach dem Austritt der Amerikaner droht, auseinanderzufallen. Von den Europäern erwartet Rohani die Präsentation eines Maßnahmenpakets zum Erhalt des Abkommens.