Polnischer Regierungschef Kaczynski fordert Reparationszahlungen von Deutschland

Der Vorsitzende der regierenden polnischen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, hat von Deutschland Reparationen für den Mord an "Millionen Menschen" und die Zerstörung während der Nazi-Okkupation im Zweiten Weltkrieg gefordert.

"Das ist ein polnisch-deutsches Thema, ich meine, es war Deutschland, das in Polen eingefallen ist, Millionen von Menschen ermordet und materielle Güter zerstört hat, und dafür müssen wir entschädigt werden", sagte Kaczynski, der als einer der mächtigsten Männer in Polen und als einflussreicher Beamter in der EU gilt, in einem Interview mit Polskie Radio 24 am Freitag.

Die Frage der Wiedergutmachung wurde in den letzten Jahren von mehreren polnischen Politikern angesprochen, darunter der ehemalige Verteidigungsminister Antoni Macierewicz und die ehemalige Premierministerin Beata Szydlo.

Im September 2017 richtete Polen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss ein, um die Höhe der Reparationen für den Zweiten Weltkrieg zu berechnen, die Deutschland dem Land schuldet. Berlin wies jedoch die Forderungen Warschaus zurück und erklärte, dass es Polen bereits "erhebliche Entschädigungen für den gesamten Kriegsschaden" gezahlt habe.

"Polen traf im August 1953 eine verbindliche Entscheidung ... auf Forderungen nach weiteren Kriegsentschädigungen zu verzichten ... diese Frage wurde daher sowohl rechtlich als auch politisch geregelt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert damals. 

Polen wurde 1939 von den Nazis überfallen. Die ersten Massenhinrichtungen fanden nach Angaben des Polnischen Instituts für Nationale Erinnerung (IPN) im selben Jahr im besetzten Gebiet statt. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten rund drei Millionen Juden in Polen. Bis zum Kriegsende wurde ihre Anzahl auf nur noch 300.000 dezimiert. "Infolge des Krieges, der Besetzung, der Vernichtung der Juden und der Vertreibung der Bevölkerung durch die Territorialpolitik wurde die Bevölkerung Polens von etwa 35 Millionen auf etwa 24 Millionen verringert, was mit der Bevölkerung des späten 19. Jahrhunderts vergleichbar ist", so das IPN.

Polen ist nicht das einzige Land, das Reparationen aus dem Zweiten Weltkrieg fordert. Im Jahr 2015 erklärte Griechenland, dass Deutschland ihm nicht weniger als 278,7 Milliarden Euro an Kriegsschäden schuldete. Berlin erwiderte jedoch, es habe bereits in den 1950er Jahren Geld an Griechenland gezahlt und Anfang der 1960er Jahre auch Opfer von Nazi-Verbrechen entschädigt. Damit seien die Reparationen aus deutscher Sicht geleistet.