Frontex-Bericht: Illegaler Zustrom in die EU bleibt hoch - Zwei Drittel kommen aus Afrika

Im vergangenen Jahr wurden 119.000 Afrikaner bei dem Versuch aufgegriffen, von Libyen aus das europäische Festland zu erreichen. Trotz rückläufiger Zahlen prognostiziert Frontex weiterhin einen starken Zustrom. Das Niveau bleibt höher als vor 2015.

Seit der Eskalation der Flüchtlingskrise 2015 hat die EU die Unterbindung des illegalen Zustroms an Einwanderungswilligen aus Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten zu einer Priorität erklärt. Die Prognose der Europäischen Agentur für operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen, Frontex, belegt jedoch anhand der Zahlen für dieses Jahr, dass die EU-Maßnahmen bisher wenig Wirkung zeigen. Am 20. Februar stellte Frontex dazu seinen neuen Bericht vor. 

Der leitende Direktor der Agentur, Fabrice Leggeri, erklärte während einer Pressekonferenz in Brüssel zum neuen Risiko-Analysebericht: 

Der Druck der illegalen Migration auf unsere südlichen Grenzen im Mittelmeer wird weiterhin auf einem sehr hohen Niveau sein. 

Für Italien gab es eine kurze Erholungspause, nachdem libysche Behörden damit begonnen hatten, Flüchtende vom Verlassen der Küste in Richtung Europa abzuhalten. Stattdessen aber verschob sich der Zustrom hin zum spanischen Festland. Hier verdoppelten sich die Zahlen der Geflüchteten. Die Schmuggler rüsteten zudem durch robustere Boote auf, so Leggeri. Ingesamt schafften es laut Frontex rund 205.000 Menschen über diverse Fluchtrouten in die EU, 2016 waren es 511.000 und 2015 gar 1,8 Millionen.

Bezüglich der Herkunftsländern kam die Mehrheit der Flüchtlinge 2017 aus Syrien und Nigeria, gefolgt von der Elfenbeinküste, Guinea und Marokko. Im Vorjahr versuchten mehr als 18.000 Nigerianer über Spanien in die EU zu gelangen. Frontex half im gleichen Zeitraum bei der Abschiebung von 14.000 Menschen. 

Um einen Rückgang der Flüchtlingszahlen zu bewirken, fordert Leggeri, dass die EU mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge zusammenarbeitet. Frontex warnte vor einem Anstieg gefälschter Reisedokumente. Flüchtende könnten vermehrt in Lastwagen, Autos und Güterzügen an ihren Zielort gelangen. Auch Israel plant derzeit, Asylbewerber in afrikanische Drittländer abzuschieben. Dortige Menschenrechtsorganisationen prognostizieren, dass die Abschiebung in die Unsicherheit den Menschen nur eine Option lässt: den Weg nach Europa zu suchen.