Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij reiste mit einer Delegation in die griechische Hauptstadt, um ein dringend benötigtes Abkommen zur Energiesicherheit abzuschließen. Laut Agenturmeldungen würden Athen und Kiew nach entsprechenden Unterschriften nun auf Jahre "energiepolitisch enger zusammen arbeiten". Der Vertrag sieht demnach vor, dass ab sofort bis mindestens März nächsten Jahres US-Flüssiggas aus griechischen Häfen nach Südosteuropa und dann weiter in die Ukraine fließen soll. Der ukrainische Präsident betonte auf X, dass beide Staaten zuvor in den letzten Monaten "an bilateralen Abkommen zur Unterstützung der Energiesicherheit der Ukraine gearbeitet" hätten.
Die griechische Regierung unter Führung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis war laut dem Portal Euro News das erste EU-Land, das sich demnach "aktiv an dem Ziel der USA beteiligte, 'jedes einzelne Molekül russischen Gases' durch amerikanisches Flüssigerdgas (LNG) zu ersetzen". Diesbezüglicher Solidarität, als Mitglied der "Koalition der Willigen", wurde am Sonntag in Athen ein Abkommen mit der ukrainischen Delegation unterzeichnet, welches den zukünftigen Import von Flüssigerdgas regelt, um somit zur Deckung des Energiebedarfs des Landes im Winter beizutragen.
Die Reuters-Agentur berichtet zu dem Abkommen:
"Die Ukraine hat sich die Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) aus den USA über Griechenland gesichert, um ihren Bedarf im Winter von Dezember bis März nächsten Jahres zu decken."
"Wir stehen dem ukrainischen Volk bei", so Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis auf einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskij, die vom griechischen Fernsehen live übertragen wurde.
Ministerpräsident Mitsotakis gab zu Protokoll:
"Die Ukraine erhält direkten Zugang zu diversifizierten und zuverlässigen Energiequellen, während Griechenland zu einem Drehkreuz für die Versorgung Mittel- und Osteuropas mit amerikanischem Flüssigerdgas wird."
Medienberichten zufolge war bei dem Treffen, neben den jeweiligen Energieministern beider Staaten, auch die US-amerikanische Botschafterin Kimberly Guilfoyle anwesend.
Laut Angaben Kiews erlebte das Land im vergangenen Monat "die schwersten Bombenangriffe gegen ukrainische Gasanlagen" seit Beginn der Ereignisse im Februar 2022. Dadurch seien demnach mittlerweile "rund 60 Prozent der Energieproduktion lahmgelegt worden". Der ukrainische Präsident erklärte am Sonntag in einer Stellungnahme, so Agenturmeldungen, dass die verabschiedete Vereinbarung "fast 2 Milliarden Euro für Gasimporte abdecken wird, um die durch russische Angriffe verursachten Verluste in der ukrainischen Produktion auszugleichen".
So soll im Rahmen des Abkommens US-Flüssigerdgas auf dem LNG-Terminal Revithoussa wieder in Gas umgewandelt "und dann in das Pipelinesystem "Vertical Corridor" importiert werden", einer in diesem Jahr neu aktivierten Energieroute, die Griechenland, Bulgarien, Rumänien und Moldawien verbindet.
Anfang November hatten dann die USA, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Moldau und die Ukraine beschlossen, "die zwischen den Ländern bereits existierende Nord-Süd-Pipeline weiter auszubauen, um schrittweise russische Gaslieferungen vollständig zu ersetzen". Dazu hatten sich am 6. November in der griechischen Hauptstadt Vertreter aus 23 europäischen Staaten und den USA getroffen, um zwei Tage lang "über die Neuausrichtung der europäischen Gasversorgung zu sprechen".
Die EU will den Import von russischem Erdgas laut Ankündigungen aus Brüssel voraussichtlich bis Ende 2027 beenden.
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