Nach Sanktionen gegen Russland: EU kauft Kohle anderthalbmal teurer ein

Brüssels Embargo gegen Kohlelieferungen aus Russland trifft die europäischen Verbraucher wie alle anderen bisherigen antirussischen Sanktionen. Die Kosten für Importkohle sind drastisch gestiegen. Vor allem, weil die USA sie zu überhöhten Preisen an die EU verkaufen.

Die Kosten für von der Europäischen Union importierte Kohle stiegen im Zeitraum zwischen Januar und März dieses Jahres auf 184 Euro pro Tonne. Vor den Sanktionen gegen Russland waren es lediglich 120 Euro. Das zeigen Berechnungen der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, die auf Daten von EU-Zollbehörden basieren. Die Agentur schreibt:

"Die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben der EU-Länder für Steinkohle betrugen demnach von Januar bis März des Jahres 2024 1,1 Milliarden Euro gegenüber 987 Millionen Euro im Jahr 2021, also nur neun Prozent mehr. Im gleichen Zeitraum gingen die Käufe jedoch um 29 Prozent auf durchschnittlich 5,85 Millionen Tonnen pro Monat zurück, verglichen mit 8,24 Millionen Tonnen im Jahr 2021. Dadurch stieg der Durchschnittspreis für eine Tonne Kohle in diesem Zeitraum auf das 1,5-Fache, also 184 Euro, verglichen mit 120 Euro im Jahr 2021. Zugleich lagen die durchschnittlichen Kosten für diesen Energieträger auf den Weltmärkten im Jahr 2021 bei rund 138 US-Dollar (117 Euro), während er Ende März dieses Jahres mit rund 133 US-Dollar (122 Euro) gehandelt wurde."

Der Grund für diesen Preisanstieg ist der Wechsel der Lieferanten. War früher Russland der Hauptlieferant, so sind es im Jahr 2024 Australien (36 Prozent) und die USA (35 Prozent). Interessanterweise verkaufen die angelsächsischen "Partner" der EU der Gemeinschaft Kohle zu Preisen, die über den Marktpreisen liegen, wie aus der Datenanalyse hervorgeht.

Zuvor wurde berichtet, dass die weltweite Nachfrage nach Kohle in den nächsten ein bis zwei Jahren stark ansteigen wird. Dies trotz der Erklärungen, sich von diesem vermeintlich "schmutzigen" Brennstoff abzuwenden. Nach Angaben von Experten der Internationalen Energieagentur wird sich die weltweite Nachfrage nach Kohle weiter nach Osten verlagern. China, Indien und die ASEAN-Länder werden zusammen drei Viertel der weltweiten Nachfrage verbrauchen. Der Großteil der Kohle wird von den beiden größten asiatischen Volkswirtschaften Indien und China aufgekauft werden.

Gleichzeitig wird Europa weiterhin Kohle kaufen müssen – und zwar eine Menge davon. Laut Irina Fatjanowa, einer außerordentlichen Professorin am Lehrstuhl für Unternehmensführung und Innovation an der Russischen Wirtschaftsuniversität Plechanow, wird die Politik der Dekarbonisierung und des Abbaus der Kohleindustrie in der EU eher selektiv sein. In einem Gespräch mit der Zeitung Iswestija meinte sie, dass Länder mit einer entwickelten industriellen Basis zuallererst Kohle verwenden müssten, da sonst die Produktionskosten um ein Vielfaches ansteigen würden.

Doch selbst wenn die EU zu der billigeren russischen Kohle zurückkehren wollen würde, wäre es kaum mehr möglich, betonen russische Experten. Schließlich seien die russischen Exportströme bereits unwiderruflich nach Asien umgelenkt worden. Daher werde die EU weiterhin angelsächsische Kohle zu überhöhten Preisen kaufen müssen.

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