Französische Winzer haben in dieser Woche gegen spanische Weinimporte protestiert. Den Winzern zufolge verursachen ihre spanischen Kollegen einen unlauteren Wettbewerb auf dem lokalen Markt, der bereits unter einem Überangebot leide.
Einem Bericht der Tageszeitung Le Parisien zufolge versammelten sich am Donnerstag rund 500 französische Demonstranten auf einer Autobahn in der Nähe der französischen Grenzstadt Le Boulou. Dort stoppten die Protestler mehrere Lastwagen mit spanischen Produkten und zerstörten deren Ladung. Dabei wurden mehr als 240 Hektoliter spanischer Roséwein auf die Straße geschüttet und 10.000 Flaschen spanischer Sekt zertrümmert.
Die Demonstranten erklärten, dass sie Verluste machen, weil billiger spanischer Wein auf den französischen Markt gelange. "Das Problem ist der Preis", sagte Antoine, ein 79-jähriger französischer Winzer, gegenüber Le Parisien. Er fügte hinzu:
"Die Spanier haben Mindestabgaben und das Recht, ihre Reben mit allen Chemikalien zu behandeln, die sie wollen, während wir das Recht auf nichts haben. … Das Ergebnis ist, dass spanischer Wein nur halb so viel kostet wie französischer Wein. Wenn deren Hektoliter 40 Euro kostet, sind es bei uns fast 80 Euro."
Der Vorsitzende der Weinbaugewerkschaft Aude, Frédéric Rouanet, versprach, die Proteste fortzusetzen, wobei für Ende November eine große Mobilisierung der Winzer geplant ist. Rouanet sagte:
"Es kommt nicht in Frage, die Situation so hinzunehmen, wie sie ist. Von heute an werden wir den Käufern die Möglichkeit nehmen, billige Weine aus anderen Ländern zu kaufen. … Wir werden die spanischen Importe stoppen. Dies ist der Beginn eines Wirtschaftskrieges, den wir führen werden."
Anfang dieser Woche versammelten sich die französischen Winzer in Ferrals-les-Corbières, um über die Krise der Branche zu diskutieren, die sie als die schlimmste seit etwa zwei Jahrzehnten bezeichnen. Die Gewerkschaft hat einen Brief an französische Weinhändler und Importeure vorbereitet, in dem sie dazu aufruft, "den Kauf von Wein aus anderen Regionen oder dem Ausland vollständig einzustellen, bis die [lokalen] Weine zu einem fairen Preis verkauft werden".
Frankreich, das für seine jahrhundertealte Weinbautradition bekannt ist, leidet unter einem massiven Überschuss an Wein, der auf eine starke Ernte im Jahr 2022 und einen geringen Verbrauch aufgrund der steigenden Inflation zurückzuführen ist. Die französische Regierung hat im August einen drastischen Plan zur Vernichtung von Weinüberschüssen in Höhe von 200 Millionen Euro vorgestellt. Außerdem haben die Behörden den Winzern finanzielle Anreize für die Umstellung auf andere Produkte geboten.
Der Rückgang der Weinnachfrage ist nicht nur auf Frankreich beschränkt. Die Europäische Kommission berichtete im Juni, dass der Weinkonsum in Frankreich um 15 Prozent zurückgegangen ist, aber auch in Italien um sieben Prozent, in Spanien um zehn Prozent, in Deutschland um 22 Prozent und in Portugal um 34 Prozent. Ebenso sind die Weinexporte der EU zurückgegangen. Zwischen Januar und April 2023 gingen die grenzüberschreitenden Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,5 Prozent zurück.
Wirtschaftsanalysten vertreten die Auffassung, dass der Rückgang der EU-Weinexporte zum Teil auf die Ukraine-Sanktionen zurückzuführen ist, die Brüssel im vergangenen Jahr gegen Russland verhängt hat und die den Verkauf von Luxusweinen von über 300 Euro pro Flasche verbieten. Während Spanien und Italien im Jahr 2022 zu den drei wichtigsten Weinlieferanten Russlands gehörten, wurden sie in diesem Jahr durch Litauen und Georgien ersetzt.
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