Lettland, Litauen und Estland beabsichtigen, die Abkopplung vom russischen Energiesystem zu beschleunigen und dieses Ziel früher (im nächsten Jahr) als geplant (bis 2025) zu erreichen, teilten die Premierminister dieser Länder auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit, berichtete der estnische Rundfunk ERR. So sagte die Premierministerin Estlands, Kaja Kallas:
"Wir haben heute vereinbart, dieses Projekt zu beschleunigen, sobald die technischen Studien fertig sind. Wir werden auch versuchen, zu einem gemeinsamen Zeitplan zu kommen."
Der lettische Premierminister Krišjānis Kariņš sagte, dass die Beschleunigung des Prozesses auch für Riga eine Priorität sei. Er teilte mit:
"Wir haben dieses Thema heute diskutiert und sind übereingekommen, bei den technischen Aufgaben so schnell wie möglich voranzukommen. [...] Die Ergebnisse der Testabschaltung Litauens vom russischen Netz zeigen, dass das Ziel näher ist, als wir bisher dachten."
Die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė fügte ihrerseits hinzu, dass das Land das Ziel verfolge, "so bald wie möglich" aus dem russischen Energiesystem auszusteigen. Sie merkte an:
"Aber wie immer, wenn wir es mit einem so komplexen System wie dem Elektrizitätssystem zu tun haben, liegen wichtige Aspekte in den Details und wir können nicht alle Risiken ausschließen."
In der Zwischenzeit sei Litauen ein Risiko eingegangen, als es im vergangenen April eine Testabschaltung durchführte, fügte die Premierministerin hinzu. Šimonytė sagte weiter:
"Das politische Ziel ist für uns ganz klar, denn niemand will länger als technisch notwendig an dieses Netz angeschlossen bleiben."
Ihr zufolge möchte Litauen den Energiering mit den Systemen Russlands und Weißrusslands bereits im nächsten Jahr verlassen.
Die Energiesysteme der baltischen Staaten arbeiten in einem synchronisierten BRELL-Ring (Weißrussland, Russland, Estland, Lettland und Litauen). Ein entsprechendes Abkommen wurde im Jahr 2001 unterzeichnet. Innerhalb des bedingten Energierings werden gemeinsame Grundsätze für den gemeinsamen Betrieb festgelegt, und die Länder sollen auch durch Reserven für Notfälle unterstützt werden.
Im Juni 2019 genehmigten die baltischen Staaten und die EU einen Plan zur Synchronisierung der Stromnetze der drei baltischen Länder mit denen Kontinentaleuropas. Litauen, Lettland und Estland sollen bis 2025 aus dem BRELL-Netz aussteigen. Zur gleichen Zeit meldete das Kaliningrader Gebiet erfolgreiche Tests für den Inselbetrieb.
Im April 2021 versuchten die baltischen Staaten zum ersten Mal, den russischen Strom während des Übergangstests vollständig abzuschalten. Damals wurden die Stromleitungen zwischen Weißrussland und Litauen unterbrochen. Zur gleichen Zeit stoppte Lettland die kommerziellen Importe aus Russland ohne jegliche Erklärung. Infolgedessen fielen die Energiepreise im europäischen Teil Russlands und im Ural um 1 bis 3 Prozent. In Litauen hingegen stiegen die Spotpreise um 8,5 Prozent, da die Lieferungen aus Schweden und Polen zunahmen.
Im vergangenen April beschloss Litauen erneut, die Abkopplung vom russischen Energiesystem zu testen. Nach Angaben von LRT fand der Test am 22. April statt. Er dauerte 10 Stunden, wobei der Strom sowohl von lokalen Kraftwerken geliefert als auch aus Polen und Schweden importiert wurde.
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