Auktionshaus Christie's versteigert Juwelen von Heidi Horten trotz Proteste der jüdischen Gemeinde

Eine Auktion von Juwelen aus dem Nachlass der Witwe von Helmut Horten sorgt in der jüdischen Gemeinde für Empörung. Trotz der Proteste wurde am 10. Mai ein Teil der Sammlung versteigert. Horten hatte unter den Nazis jüdische Unternehmen unter dem Marktwert erworben.

Am Mittwoch hat das Auktionshaus Christie's einen Teil aus Heidi Hortens Schmucksammlung versteigert. Insgesamt 46 Lose, die Hälfte aller am 10. Mai angebotenen Schmuckstücke, kamen für jeweils mehr als eine Million US-Dollar unter den Hammer. Im Ganzen wurden bei der Versteigerung in Genf 156 Millionen US-Dollar beim Mindestgebot von 139 Millionen US-Dollar erlöst.

Im Vorfeld der Versteigerung der Juwelen der im Juni 2022 verstorbenen Multimillionärin hatte es Protest der jüdischen Gemeinde gegeben. Denn die Österreicherin war Witwe des deutschen Geschäftsmanns Helmut Horten, der nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 mehrere jüdische Kaufhäuser weit unter dem Marktwert erworben hatte. Aus diesem Grund riefen mehrere jüdische Organisationen und Menschenrechtler das Auktionshaus Christie's dazu auf, die Sammlung, die insgesamt aus mehr als 700 Schmuckstücken besteht, darunter ein Cartier-Ring mit dem weltweit teuersten Rubin Sunrise Ruby, nicht zu versteigern.

Gegenüber der britischen Zeitung The Guardian bezeichneten sie den im November 1987 verstorbenen Horten als einen skrupellosen Geschäftsmann, der von der Nazi-Politik profitiert habe. Yonathan Arfi, der Präsident des Repräsentativen Rats der Jüdischen Institutionen in Frankreich (CRIF), sagte:

"Diese Versteigerung ist in zweierlei Hinsicht unmoralisch. Erstens stammen die Gelder, die den Kauf dieser Schmuckstücke ermöglicht haben, zum Teil aus der Arisierung jüdischen Eigentums durch Nazi-Deutschland. Zweitens soll mit dieser Versteigerung eine Stiftung finanziert werden, deren Mission es ist, den Namen eines früheren Nazis der Nachwelt zu überliefern."

Das Amerikanisch-Jüdische Komitee ist der Ansicht, dass Christie's die Versteigerung aussetzen sollte, bis man feststellen würde, welcher Teil dieses Reichtums von den Opfern des Nationalsozialismus stamme.

Trotz der Kritik kündigte Anthea Peers, Präsidentin von Christie's in Europa, an, dass das Auktionshaus mit seinen Plänen fortfahren werde. Die Entscheidung über die Schmucksammlung von Heidi Horten habe man nach einer gründlichen Erwägung getroffen. Der gesamte Erlös werde demnach an eine Stiftung gehen, die philanthropische Projekte unterstütze.

"Wir können nicht die Geschichte löschen, aber wir sind zuversichtlich und glauben daran, dass Christie's mit dieser Versteigerung garantieren kann, dass die erlösten Gelder für gute und wichtige Zwecke verwendet werden."

Nach eigenen Angaben will das Auktionshauses einen erheblichen Teil seiner Provision an Organisationen spenden, die zur "lebenswichtigen Holocaust-Forschung und -Aufklärung" beitragen.

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