Ukraine verbietet ihren Sportlern Wettkämpfe mit russischer Teilnahme

Die Ukraine verbietet ihren Sportlern, mit russischen Athleten an Wettkämpfen teilzunehmen. Verbände, die gegen die Regeln verstoßen, könnten ihren nationalen Status und damit staatliche Mittel verlieren, warnt das Ministerium für Jugend und Sport.

Künftig werden die ukrainischen und russischen Sportler voneinander per Dekret getrennt sein. Ukrainischen Nationalmannschaften ist die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen mit Athleten aus Russland und Weißrussland untersagt worden. Dies geht aus einem Erlass des ukrainischen Ministeriums für Jugend und Sport hervor.

Die Entscheidung, die am Mittwoch auf der Webseite des Ministeriums veröffentlicht wurde, gilt für alle ukrainischen Mannschaften in olympischen, nicht-olympischen und paralympischen Disziplinen. In dem Erlass heißt es:

"Den offiziellen Delegationen der ukrainischen Nationalmannschaften wird die Teilnahme an internationalen Sportwettkämpfen untersagt, an denen Sportler aus Russland und/oder Weißrussland teilnehmen."

Der Erlass verpflichtet die nationalen Verbände außerdem, "eine mögliche Beteiligung von Sportlern aus Russland und/oder Weißrussland an internationalen Sportwettkämpfen zu überwachen".

Sportverbänden, die gegen das Verbot verstoßen, kann der nationale Status aberkannt werden, heißt es in dem Dokument. Der Verlust dieses Status hätte zur Folge, dass der Verband von der staatlichen Finanzierung abgeschnitten würde. Auch drohen einzelnen Athleten strenge Strafen, wenn sie an einem Sportwettbewerb mit Sportlern aus Russland oder Weißrussland auftreten. 

Im vergangenen Monat hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine Reihe von Empfehlungen für internationale Sportverbände in Bezug auf Athleten aus Russland und Weißrussland ausgearbeitet, die kurz nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine im vergangenen Februar von Wettkämpfen ausgeschlossen wurden.

Nach Ansicht der Olympia-Bosse sollten Russen und Weißrussen unter neutraler Flagge an Wettkämpfen im Ausland teilnehmen dürfen, sofern sie keine Verbindungen zu den Streitkräften haben und die Militäroperation Moskaus nicht unterstützen.

Ende März schloss die Ukraine ihre Sportler von den Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris aus, an denen Russen und Weißrussen teilnehmen. Auch der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat die Teilnehmerstaaten dazu aufgerufen, die Spiele ganz zu boykottieren.

Internationale Verbände in Sportarten wie Fechten, Taekwondo, Ringen, Skateboarding und Tischtennis haben kürzlich beschlossen, russische und weißrussische Athleten wieder zu den Wettkämpfen zuzulassen. Viele andere Organisationen haben jedoch erklärt, dass sie sich nicht an die Leitlinien des IOC halten werden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser geht noch weiter und will die Entscheidung aushebeln, indem sie künftig keine Einreisevisa für Sportler aus Russland und Weißrussland ausstellt, wenn internationale Sportveranstaltungen in Deutschland stattfinden. "Die IOC-Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht ukrainischer Sportlerinnen und Sportler. Sie haben die Solidarität des internationalen Sports verdient", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. 

Russland hat seinen Unmut mit den Empfehlungen der Olympia-Chefs zum Ausdruck gebracht und sie als "unvernünftig, rechtlich nichtig und übertrieben" bezeichnet. Der Präsident des Russischen Olympischen Komitees (ROC), Stanislaw Posdnjakow, erklärte, die Forderung, unter neutraler Flagge anzutreten, sei eine "Verletzung der Menschenrechte" und ein Verstoß gegen die olympischen Grundsätze und die UN-Charta.

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