Europa zapft Gasspeicher wieder stärker an und plant Speicher in der Ukraine

Es ist noch ein langer Weg zu dem von der EU geplanten Speicherfüllstand von 90 Prozent. Unpraktischerweise ist das Frühlingswetter dieses Jahr nicht eben mild, auch haben die Proteste in Frankreich unangenehme Folgen für die Gasspeicher. Derweil bietet die Ukraine der EU Speicherkapazitäten an.

Offiziell ist der Winter zwar vorbei, was viele Europäer mit Blick auf ein Leben ohne bisherige russische Energielieferungen etwas erleichtert hat, doch das Wetter hält sich nicht an die Pläne der EU – es ist unerwartet eisig, und die angezapften Gasspeicher sind zunehmend erschöpft.

Experten hatten bereits vorausgesagt, dass die größten Probleme in der kommenden Wintersaison ab dem Winter 2023/2024 bevorstehen. Dann möchte die EU auf Gasspeicherkapazitäten der Ukraine zurückgreifen. In der vergangenen Woche war eine ukrainische Delegation in Brüssel zu einem Treffen mit der Europäischen Kommission sowie mit Vertretern der Gaswirtschaft. Im Rahmen der Gespräche erklärten die Vertreter aus Kiew, dass die Ukraine der EU seine Gasspeicherkapazitäten vor der nächsten Heizsaison zur Verfügung stellen könne, wie EurAktiv berichtet.
Alexei Tschernyschow, der Vorstandsvorsitzende beim ukrainischen Naftogaz, sprach davon, das derzeitige Kriegsland zu einem Backup der Energiesicherung für die EU machen zu wollen.

Demnach verfüge das Land über die größten europäischen Gasspeicherkapazitäten in Höhe von 31 Milliarden Kubikmetern, was jedoch den ukrainischen Inlandsbedarf übersteige. "Ich kann garantieren, dass ich diesen leeren Raum an europäische Länder vermieten kann, die Gas in der Ukraine lagern können. Und wenn sie es brauchen, können sie es zurück nach Europa bringen", so Tschernyschow.

Laut einer im letzten Jahr verabschiedeten Verordnung der EU müssen die Gasspeicher bis zum 1. November 2023 zu 90 Prozent wieder gefüllt sein. Nach Informationen von Gas Infrastructure Europe liegen die aktuellen Lagerbestände in den unterirdischen Gasspeichern (UGS) in Europa bei rund 55 Prozent. Doch hat Europa angesichts der fallenden Temperaturen wieder mehr Gas aus unterirdischen Gasspeichern (UGS) entnommen. Am 3. April gingen die Bestände um 0,07 Prozentpunkte zurück, wobei die Entnahme deutlich über dem für diese Jahreszeit üblichen Wert lag.

Vor allem Frankreich musste – seit Beginn der Streiks im Land – verstärkt auf unterirdische Speicher zurückgreifen. Auch haben sich Frankreichs Exportströme in Nettoimporte verwandelt. Sowohl Spanien, Belgien und Deutschland als auch die Schweiz sind davon betroffen. Vor allem die USA haben ihre Gasexporte nach Europa erhöht und dafür eigene Reserven angezapft. Doch auch diese sind nicht unendlich groß und zeigen bereits Erschöpfungserscheinungen.

Angesichts der Unsicherheit in der Ukraine im Zusammenhang mit dem Krieg, schlug Tschernyschow vor, dass die EU hier eine Art Unterstützung bieten solle:  "Wir würden gerne über eine mögliche Unterstützung der Europäischen Union für die europäischen Kunden sprechen, damit sie sich sicherer fühlen."

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