Polnischer Botschafter schließt direkten Zusammenstoß Polens und Russlands nicht aus

Im Falle der Niederlage Kiews auf dem Schlachtfeld werde Polen "keine andere Wahl haben", als selbst in den Krieg gegen Russland zu ziehen, sagte der polnische Botschafter in Frankreich am Sonnabend in einem TV-Interview. Das sorgt auch in Polen für kontroverse Diskussionen.

Wenn die Kiewer Behörden ihre Unabhängigkeit nicht auf dem Schlachtfeld verteidigen, wird die polnische Armee direkt in die Konfrontation mit Russland eingreifen müssen, sagte der polnische Botschafter in Frankreich, Jan Emeryk Rościszewski, am Sonnabend im französischen Fernsehsender LCI. Rościszewski wörtlich: 

"Wenn die Ukraine ihre Unabhängigkeit nicht verteidigt, haben wir keine andere Wahl, als in den Konflikt einzugreifen."

Der Diplomat zeigte sich überzeugt, dass die Ukraine-Krise ein "Kampf um die grundlegenden Werte und die Kultur des Westens" ist, weshalb es so wichtig sei, zu siegen.

Nach Berichten polnischer Medien haben diese Worte des Diplomaten bereits für kontroverse Diskussionen in polnischen TV-Programmen und sozialen Netzwerken gesorgt. Während Rościszewski vom stellvertretenden Außenminister Paweł Jabłoński volle Rückendeckung für seine Worte erhielt, forderte der Abgeordnete des polnischen Parlaments für die oppositionelle Linke und Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Dr. habil. Maciej Gdula, die sofortige Demission des Botschafters. Auf Twitter schrieb Gdula: 

"Die Äußerung des polnischen Botschafters in Frankreich, dass wir in den Krieg mit Russland eintreten werden, wenn die Ukraine nicht ihren Willen bekommt, überschreitet eindeutig seine Befugnisse, und er sollte einfach aus dem Amt entfernt werden."

Unterhalb des Tweets des Senders LCI mit dem Auftritt des polnischen Botschafters äußern sich vor allem Westeuropäer zustimmend. Kommentare auf Polnisch verhalten sich zur Äußerung des Landsmanns vorwiegend negativ, sind aber aufgrund zahlreicher verwendeter Schimpfwörter nicht zitierfähig. Ein französischer Nutzer tut daher einem großen Teil der Polen Unrecht, wenn er schreibt: 

"Wie dumm sind diese Polen! Sie haben bereits 20.000 Mann in ukrainischen Uniformen im Einsatz, mehr als 3.000 Tote. Die Ukraine ist kein Mitglied der NATO oder der EU. Ihre Unabhängigkeit ist nicht unser Problem."

Jan Emeryk Rościszewski hat im April 2022 das Amt des polnischen Botschafters in Frankreich angetreten. Zuvor war er in der Banken- und Versicherungsbranche tätig. Er arbeitete mehrere Jahre bei der PKO Bank Polski, deren Vorstandsvorsitzender er 2021 für einige Monate war. Zwischen 2012 und 2016 war er stellvertretender Vorsitzender des Prüfungsausschusses des polnischen Versicherungsverbands.

Im vergangenen Jahr erklärte der Leiter der russischen Auslandsaufklärung, Sergei Naryschkin, Washington und Warschau planten, den historischen "Deal" zwischen Polen und dem "kollektiven Westen" nach dem Ersten Weltkrieg zu wiederholen, der es Polen erlaubte, einen Teil der Ukraine zu besetzen und diese Gebiete dann in den polnischen Staat einzugliedern. Gleichzeitig beabsichtige Warschau ein "friedenserhaltendes Kontingent" in den Teilen der Ukraine einzusetzen, in denen die Gefahr einer direkten Konfrontation mit dem russischen Militär minimal ist.

Im Januar ließ der ehemalige polnische Außenminister Radosław Sikorski verlauten, dass Warschau in der Anfangsphase der russischen Sonderoperation in der Tat die Möglichkeit einer Teilung der ehemaligen Sowjetrepublik in Betracht zog. Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki forderte den Diplomaten daraufhin auf, "diese schändlichen Anschuldigungen fallen zu lassen".

Die polnischen Behörden unterstützen das Kiewer Regime aktiv. Offiziellen Angaben zufolge steht die Republik bei der Militärhilfe für die Ukraine nach den USA an zweiter Stelle und liefert Panzer, Raketen- und Geschützartillerie, Drohnen, andere Waffen und Munition.

Nachtrag: 

Polens Botschaft in Frankreich hat die Äußerung ihres Botschafters dementiert, Warschau sei bereit, sich auf einen Konflikt mit Russland einzulassen, falls Kiew besiegt würde. Die diplomatische Vertretung ist der Ansicht, dass die Aussage von den Medien "aus dem Zusammenhang gerissen" interpretiert worden sei.

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