Nur Minenräumer? – Polen beendet "geheime Mission" in der Ukraine

Mehr als 90 polnische Polizisten sind nach einer mehrmonatigen Mission im Nachbarland Ukraine nach Hause zurückgekehrt. Laut einem Medienbericht soll lediglich Polen einem Aufruf aus Kiew im letzten Jahr gefolgt sein und Experten für Minenräumung ins Land geschickt haben.

Dutzende von polnischen Polizeibeamten waren monatelang in der Ukraine im Einsatz, um Minen zu räumen, und sind nun "wohlbehalten" nach Hause zurückgekehrt, wie Jacek Siewiera, Leiter des Nationalen Sicherheitsbüros der Republik Polen, am Mittwoch mitteilte.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Siewiera, dass "in den vergangenen fünf Monaten ein 98-köpfiges humanitäres Kontingent der polnischen Polizei von russischen Truppen in der Ukraine platzierte Sprengfallen entschärft hat".

Der polnische Offizielle erklärte, dass die Arbeit der Offiziere, die bereits nach Polen zurückgekehrt seien und von Präsident Andrzej Duda ausgezeichnet werden sollen, "bereits Hunderten von Menschen das Leben gerettet hat".

Während Siewiera keine weiteren Einzelheiten über die Tätigkeiten der Beamten im Nachbarland bot, gab die Zeitung Wirtualna Polska einen Einblick in diese "geheime Mission". Sie behauptete, "seit mehreren Monaten" davon zu wissen, aber aus Gründen der Sicherheit der Teilnehmer bisher nicht darüber berichtet zu haben.

Dem polnischen Medium zufolge begannen die Einsatzmaßnahmen, nachdem die Ukraine die ATLAS-Gruppe, eine Spezialtruppe der Europäischen Union (EU) zur Terrorismusbekämpfung, um Hilfe gebeten hatte. Damals wollte Kiew, dass die EU Techniker zur Minenräumung in die von den russischen Truppen verlassenen Gebiete schickt.

Der Zeitung zufolge fehlte es der Ukraine an Fachleuten für solche Einsätze, während die NATO ihre Spezialisten nicht einsetzen konnte, weil Russland dies hätte als Provokation ansehen können. Die einzige Möglichkeit sei der Einsatz von Pyrotechnikern der Polizei gewesen, so die Zeitung weiter. Von den ATLAS-Mitgliedsstaaten sei jedoch nur Polen dem Aufruf der Ukraine gefolgt, da andere Länder eine solche Mission für zu gefährlich hielten, berichtete Wirtualna Polska.

Der Einsatz soll im Oktober begonnen haben und sei zunächst für drei Monate geplant gewesen. Im Dezember wurde er jedoch um zwei weitere Monate verlängert, so die Zeitung. Demnach konnten sowohl Pyrotechniker als auch Sanitäter an der Mission teilnehmen, allerdings seien nur Freiwillige in die Ukraine entsandt worden. Dem Bericht von Wirtualna Polska zufolge hätten während der Mission die Polizeibeamten insgesamt 2.000 gefährliche Gegenstände entschärft. Und es sei dabei keiner von ihnen verletzt worden.

Vergangene Woche berichteten polnische Medien, dass die Ukraine die Bildung einer polnischen Freiwilligeneinheit genehmigt hat, die für Aufklärungs- und Sabotagemissionen eingesetzt werden soll.

Russland hat dem Westen wiederholt vorgeworfen, Moskau in der Ukraine eine "strategische Niederlage" zufügen zu wollen. Zugleich betonte Russland wiederholt, dass ausländische Unterstützung für Kiew den Konflikt nur verlängern würde. Es hat auch westliche Waffenlieferungen an die Ukraine scharf kritisiert und gewarnt, dass die Waffen "ebenso wie das ausländische Militärpersonal, das sie bedient, legitime Ziele" für das russische Militär seien.

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