Am Mittwoch finden in Großbritannien landesweite Streiks statt. Etwa 475.000 Mitglieder verschiedener Gewerkschaften, darunter Lehrer, Dozenten und Staatsbeamte sowie Busfahrer und Zugführer, fordern höhere Löhne, um die steigenden Lebenserhaltungskosten besser bewältigen zu können. Mit einer Inflationsrate über zehn Prozent sollen die meisten Protestierenden im vergangenen Jahr eine Lohnsteigerung um nur 5 Prozent erlebt haben. Kevin Courtney, der Leiter der Nationalen Bildungsgewerkschaft (NEU), berichtet, viele Studienassistenten verließen derzeit die Schulen, um in Geschäften zu arbeiten. Manchmal könne man in einem Supermarkt für Arbeit, die weniger Qualifikation und Verantwortung fordert, viel besser verdienen.
Durch die größten Streiks in den vergangenen zehn Jahren wird der Verkehr in Großbritannien weitgehend lahmgelegt. Manche große Bahnstationen im Londoner Stadtzentrum sowie mehr als ein Dutzend Bahnlinien bleiben am Mittwoch geschlossen. Nach Angaben der NEU könnten die Lehrerstreiks besonders störend wirken. Es werde erwartet, dass mehr als 100.000 Lehrer aus 23.000 Schulen in England und Wales an Protesten teilnehmen würden. Damit fällt der Unterricht in etwa 85 Prozent aller Schulen ganz oder teilweise aus. Weitere Streiks sind auch ferner im Februar geplant. Etwa 1.000 Mitarbeiter des britischen Grenzschutzes würden vom 17. bis zum 20. Februar in den Häfen der Städte Dover, Calais, Coquelles und Dunkirk im Ausstand stehen.
Am Tag der koordinierten Streikaktionen, wobei Lehrer, Zugführer und Staatsbeamte gemeinsame Proteste planen, gerät die Regierung des Premierministers Rishi Sunak zunehmend unter Druck. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Statistikunternehmens Ipsos glaubt mehr als die Hälfte der britischen Bevölkerung, dass der Staat nicht ausreichend mit Gewerkschaften verhandelt, um Streiks zu vermeiden. Nur 17 Prozent der Befragten halten die aktuelle Politik der Regierung für erfolgreich, während 31 Prozent der Meinung sind, dass die oppositionelle Labour Party mit ihrem Chef Keir Starmer in dieser Situation besser handeln würde, wenn sie an der Macht wäre.
Nach Angaben von Simon Weller, dem Leiter der Gewerkschaft für Zugführer und Feuerwehrleute (ASLEF), gibt es derzeit keine Fortschritte bei den Verhandlungen mit der Regierung. Die Lage sei ihm zufolge sogar schwieriger als vor einem Monat. Darüber hinaus hatte die Unterkammer des britischen Parlaments am Montag einen Gesetzentwurf über Streiks verabschiedet. Dem zufolge soll das Streikrecht eingeschränkt werden, indem eine bestimmte Zahl von Mitarbeitern in Schlüsselindustrien auch während eines Ausstandes arbeiten sollen. Der Trades Union Congress (TUC), ein Dachverband für 65 Gewerkschaften in Großbritannien, ruft Arbeiter zu Protesten gegen den Gesetzentwurf auf.
"Unsere Botschaft an die Minister lautet: Hören Sie auf, das Streikrecht anzugreifen, und beginnen Sie mit Gewerkschaften nach Treu und Glauben zu verhandeln."
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